400 Seiten, so erzählte es der Sprecher eines Energiekonzerns, umfasste der Überblick über die Berichterstattung zu der kleinen Stadt Oranienburg in dieser Woche. Denn eine Mitteilung der Stadtwerke von Oranienburg sorgte deutschlandweit für Aufsehen.
Die Situation zog zwei Arten von Fragen nach sich. Erstens: Wie konnte das passieren, was genau ist schiefgelaufen in Oranienburg, und darf das Stadtwerk überhaupt Haushalten den Anschluss ihrer Wärmepumpen verwehren? Und zweitens: Ist das nur der Anfang eines größeren Problems, passiert das bald überall in Deutschland – ist die Energiewende zu ambitioniert für unser Stromnetz?
Zunächst einmal zu Punkt eins: Nach bisherigem Stand ist das Problem in Oranienburg ein zu schwaches Umspannwerk. Der Geschäftsführer des Stadtwerks, Peter Grabowsky, sagte dem Handelsblatt: „Unsere gut ausgebauten Kabel sind nicht das Problem, wir bekommen aber von außen zu wenig Leistung eingespeist.“ Die Bundesnetzagentur ist nicht ganz so entspannt. Sie sagt, die Planung in Oranienburg sei „um Jahre verspätet“.
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Was zum zweiten Punkt führt: Oranienburg, so sagen viele Beobachter, sei ein spezieller Fall. Die Stadt im Speckgürtel Berlins sei in den letzten Jahren extrem gewachsen – nicht nur um Mitbürger mit Wärmepumpen, sondern auch um Industrie, die starke Stromanschlüsse braucht.
Viele andere Stadtwerke beteuern, sie hätten auf Jahre im Voraus geplant, welche Netzverstärkungen wo nötig würden, sodass es nicht zu akuten Engpässen kommen werde. Was man aber auch hört: Viele fühlen sich mit den gewaltigen finanziellen Investitionen, die der Stromnetzausbau in den nächsten Jahren erfordert, überlastet.
Fazit: Die Wärmepumpe eignet sich schlecht als Sündenbock für das Problem in Oranienburg. Und Oranienburg eignet sich schlecht als Beispiel für einen bevorstehenden Stromnetzkollaps durch die Energiewende. Aber wer jetzt das dumpfe Gefühl mitnimmt, dass auf die Stromnetze in den nächsten Jahren noch erhebliche Herausforderungen zukommen, liegt auch nicht ganz falsch.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Herzliche Grüße
Ihre
Catiana Krapp Energie-Reporterin
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