viele Aktienbörsen notieren nahe ihren historischen Hochs. Erst Mitte Mai hat der Dax einen neuen Rekord aufgestellt, gegenüber dem Tief im letzten Herbst hat der deutsche Leitindex ein Drittel an Wert gewonnen. Einige Marktstrategen beäugten den spektakulären Aufschwung an den Börsen bereits zu Jahresbeginn misstrauisch. Sie prognostizierten einen Absturz im ersten Halbjahr. Doch die Korrektur fand nicht statt – bisher jedenfalls. Die Skeptiker fürchten, dass der Abschwung nur aufgeschoben ist. Ihre These: Kommt es zu einer Rezession in Europa und den USA, droht an den Aktienbörsen ein herber Rückschlag. Zu den Warnern zählen Strategen von Amundi, DJE Kapital, Allianz und Sentix.
Die Experten geben auch Hinweise, wie Anleger gut durch die potenzielle Krise kommen. Als beste Wahl gelten Titel aus den defensiven Branchen Versorger, Infrastruktur, Öl und Gas sowie die zuletzt stark im Kurs gefallenen Banken. Auch Anleihen stehen nach den stark gestiegenen Zinsen auf dieser Liste.
„Der Rücksturz ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben“, warnt Vincent Mortier, Chefstratege der großen französischen Anlagegesellschaft Amundi, verantwortlich für rund zwei Billionen Euro an Kundenkapital. Auf ähnlicher Linie liegt der renommierte deutsche Fondsmanager Jens Ehrhardt: „Wir könnten bereits am Beginn einer längerfristigen Börsenbaisse stehen“, urteilt der Gründer der Vermögensverwaltung DJE Kapital. Er beruft sich dabei auch auf die Investoren-Ikonen Warren Buffett und Charlie Munger: Die beiden „dürften mit ihrer negativen Börsenmeinung wie so oft in der Vergangenheit recht behalten“.
Frankfurt am Main (Foto: imago images/Cavan Images)
Geschäft mit neuen Firmenkrediten kühlt sich ab
Das rekordverdächtige Wachstum bei neuen Darlehen an deutsche Unternehmen und Selbstständige dürfte im Frühjahr zum Erliegen kommen. Das geht aus dem jüngsten Kreditmarktausblick hervor, den die staatliche Förderbank KfW für das Handelsblatt exklusiv berechnet. Den Daten zufolge ist das Wachstum im ersten Quartal auf drei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken, für das zweite Quartal prognostiziert die KfW eine Stagnation.
Für die Ermittlung des Kreditneugeschäfts analysiert die KfW vierteljährlich die Veränderungen des von der Bundesbank erhobenen Kreditbestands und trifft Annahmen über die planmäßigen Tilgungen, also Kreditrückzahlungen, da diese dabei miteinkalkuliert werden müssen. Wohnungsbaudarlehen und Kredite an Versicherer und Finanzierungsinstitutionen rechnet die KfW aus den Bundesbank-Daten heraus.
Eine Trendwende hatte sich im vierten Quartal bereits abgezeichnet. Das Neugeschäft mit Krediten stieg zwischen Oktober und Dezember zwar noch einmal um 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entsprach aber nur noch etwas mehr als der Hälfte des Wachstums, das es noch im dritten Quartal gegeben hatte. Nach Angaben der Bundesbank war das Wachstum von Unternehmenskrediten damit erstmals seit 2013 rückläufig.
Die Sparkassen üben Kritik an den bisherigen Plänen der Bundesregierung zum Umbau privater Heizungen. „Der Wechsel von Öl- und Gasheizungen hin zu Wärmepumpen ist nur machbar, wenn die Menschen das wirtschaftlich und die Stromnetze das technisch verkraften“, sagte Sparkassenpräsident Helmut Schleweis.
Den Wunsch nach einem möglichst schnellen Austausch fossil betriebener Heizungsanlagen bezeichnete der Chef des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) auf der Pressekonferenz zum Deutschen Sparkassentag als verständlich. Wer aber Angst habe, dass funktionierende Heizanlagen herausgerissen werden müssen, „wird die notwendigen Maßnahmen nicht aus voller Überzeugung unterstützen“.
Die knapp 360 Sparkassen sind Marktführer im Geschäft mit privaten Kundinnen und Kunden und die größten Financiers privaten Wohneigentums. In diesem Jahr ist die Baufinanzierung allerdings branchenweit eingebrochen. Bei den Sparkassen sank der Bestand per Ende März sogar leicht – anders als bei den Genossenschaftsbanken beispielsweise. Es ist der erste Rückgang binnen eines Quartals seit elf Jahren.
Die Eigentümer der NordLB wollen ihren Streit über die künftige Ausrichtung des Instituts und die Einführung einer neuen Banksteuerung möglichst bald beilegen. Er gehe davon aus, dass eine entsprechende Entscheidung „relativ kurzfristig getroffen wird“, sagte der niedersächsische Sparkassenpräsident Thomas Mang. Die niedersächsischen Sparkassen und das Land Niedersachsen halten zusammen zwei Drittel an der NordLB. Sie ringen seit Monaten mit den anderen Sparkassen in Deutschland über die künftige Ausrichtung des Geldhauses.
Die bundesdeutschen Sparkassen, die seit der Rettung der NordLB vor dreieinhalb Jahren mit rund 24 Prozent beteiligt sind, sehen den Wachstumskurs des Hannoveraner Geldhauses kritisch und finden die Pläne für eine neue Banksteuerung überdimensioniert.
Mang und die Vertreter des Landes Niedersachsen argumentieren dagegen, die NordLB müsse wachsen und sich weiterentwickeln, um dauerhaft bestehen zu können. Die Landesbank habe ihre Kosten und Risiken seit 2019 reduziert, sagte Mang. Nun sei das Geldhaus in der Lage, sich am Markt wieder mehr zu zeigen. „Jede Bank muss das tun. Eine Bank lebt ja nicht vom Rückbau“, sagte Mang.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs bereitet einem Medienbericht zufolge eine weitere Entlassungsrunde vor. Die Kündigungen sollen weniger als 250 Arbeitsplätze betreffen, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet.
Das sei weniger als ein Prozent der Angestelltenzahl der Bank von 45.400 per Ende März. Bei Goldman war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. Es wäre die dritte Entlassungsrunde bei Goldman in weniger als einen Jahr.
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Handel in Asien: Die Aktienmärkte rutschen erneut in die Verlustzone. Schwache chinesische Wirtschaftsdaten schürten Zweifel an der Erholung der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt nach der Coronapandemie. Der Nikkei-Index lag im Verlauf 1,1 Prozent tiefer bei 30.977 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 1 Prozent und lag bei 2138 Punkten.
Deutsche Inflation: Analysten und Anleger warten auf die Schätzung der deutschen Inflation für Mai. Für April waren 7,2 Prozent errechnet worden. Laut Experten dürfte der aktuelle Wert für die Geldentwertung geringer ausfallen. Der Konsens unter Fachleuten liegt bei 6,5 Prozent.
Hauptversammlungen: Einige deutsche Unternehmen laden zur Hauptversammlung: Commerzbank, Evonik Industries und Secunet Security Networks. Im Blick ist vor allem das Dax-40-Mitglied Commerzbank. Die Aktionäre warten gespannt auf die Vorstellung der Strategie des Instituts. Kritik dürfte sich unter anderem an den Problemen bei der IT und der erneut digital organisierten Hauptversammlung entzünden.
US-Konjunktur: Die US-Notenbank veröffentlicht ihren Konjunkturbericht, das sogenannte „Beige Book“. Dieser regelmäßige Report dürfte auch für die weitere Zinspolitik interessant sein. Laut den jüngsten geldpolitischen Protokollen der Fed halten die Notenbanker weitere Zinserhöhungen für nicht mehr so notwendig und denken über eine Pause nach.
In Zeiten mit großen Turbulenzen ist Ihr Herangehen an den Markt genauso wichtig, wie das eigentliche Marktgeschehen. Mit den richtigen Werkzeugen können Sie sowohl von den Zuflüssen in den Markt als auch von den Abflüssen profitieren.
Billionen Dollar ist der Chip-Hersteller Nvidia nun wert. Damit gelang dem Konzern als neuntem Unternehmen und als erstem Chiphersteller überhaupt die Aufnahme in den exklusiven Klub der Unternehmen mit einem Börsenwert von mehr als einer Billion Dollar.
Hanno Berger (72), Schlüsselfigur im Skandal um Cum-Ex-Aktiendeals, ist vom Landgericht Wiesbaden zu einer Freiheitsstrafe von acht Jahren und drei Monaten verurteilt worden.
Zudem sollen aus Bergers Vermögen Taterträge von knapp 1,1 Millionen Euro eingezogen werden. Es ist das zweite Urteil gegen Berger. Das Landgericht Bonn hatte den Steueranwalt schon Ende 2022 zu acht Jahren Haft und einer Einziehung von 13,7 Millionen Euro verurteilt. In Bonn ging es um Geschäfte, die Berger zusammen mit der Hamburger Privatbank M.M. Warburg eingefädelt hatte. Zur Bildung einer Gesamtstrafe aus beiden Prozessen wurde die Haftstrafe nun verlängert. Bergers Verteidiger kündigte gegenüber dem Handelsblatt an, dass sein Mandant gegen das Urteil in Revision gehen wird.
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