die Aktie der Credit Suisse ist am Mittwoch dramatisch abgestürzt. Im Sog dieser Entwicklung verloren auch die Aktien weiterer europäischer Banken und zogen die Märkte insgesamt nach unten. Der Euro-Stoxx-Banks-Index fiel um bis zu neun Prozent. In Deutschland waren die Titel von Commerzbank und Deutscher Bank mit einem Minus von neun beziehungsweise acht Prozent die Tagesverlierer im Dax. Das schürte nach der Pleite der Silicon Valley Bank Ängste vor einem Überschwappen der Bankenkrise nach Europa.
Der Credit Suisse-Aktienkurs fiel zeitweilig um 31 Prozent auf ein Allzeittief von 1,55 Franken. Am späten Nachmittag erholte sich die Aktie etwas. Auslöser des Kurssturzes war die Ankündigung des Großaktionärs Saudi National Bank, keine frischen Mittel in die Credit Suisse zu geben. Konzernchef Ulrich Körner versicherte zwar: „Unsere Kapital- und Liquiditätsbasis ist sehr, sehr stark.“ Doch die Zweifel der Märkte blieben.
Die Credit Suisse steckt seit Monaten in der Krise. Bereits im vierten Quartal 2022 hatten Kunden innerhalb kürzester Zeit 110 Milliarden Franken aus Konten und Depots bei der Credit Suisse abgezogen. Die Bank versucht daher mit großem Aufwand, weiteren Schaden vom Kerngeschäft, der Vermögensverwaltung, abzuwenden.
In der Nacht kam es nun zur überraschende Wende: Die angeschlagene Schweizer Bank will nun doch Kredite der Schweizer Nationalbank (SNB) in Anspruch nehmen und zwar in Höhe von bis zu 50 Milliarden Franken (50,7 Milliarden Euro). Das teilte das Finanzinstitut in der Nacht per Ad-Hoc-Mitteilung mit.
Nach dem Aus für die Silicon Valley Bank (SVB) und zwei weitere kleine US-Institute in der vergangenen Woche schichten Amerikaner ihre Einlagen im großen Stil um. Profiteure sind dabei vor allem die Großbanken JP Morgan Chase, Bank of America, Citigroup und Wells Fargo.
Die Bank of America habe in den vergangenen Tagen mehr als 15 Milliarden Dollar an neuen Einlagen erhalten, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet. JP Morgan, Amerikas größte Bank, soll ebenfalls mehrere Milliarden an neuen Kundengeldern erhalten haben.
Nach der überraschenden Pleite der SVB, die die dominierende Bank bei Start-ups und Risikokapitalgebern war, zog es die SVB-Kunden zunächst einmal zu den großen Instituten, die strenger reguliert sind und Turbulenzen besser abfedern können. Wagniskapitalgeber, die mit ihren Warnungen vor einer möglichen Pleite der SVB einen Bankrun ausgelöst und befeuert hatten, gaben ihren Portfoliofirmen teilweise konkrete Tipps, wo sie ihr Geld in Sicherheit bringen sollten.
Auch Sven Weber, Partner der US-Investmentgesellschaft Knightsbridge Advisers, rät Gründern dazu, Konten bei mehr als nur einer Bank zu haben. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Firmen künftig Kunden einer großen und einer kleinen Bank werden", sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die Tech-Branche müsse sich nach dem Schock der vergangenen Woche erst einmal neu sortieren.
Mit Finanzkrisen hat sich Andreas Dombret aus den unterschiedlichsten Perspektiven beschäftigt: Als die US-Investmentbank Lehman Brothers 2008 pleiteging, war er Banker. Nach seinem Wechsel in den Bundesbank-Vorstand war er für Bankenregulierung zuständig und nahm an den Verhandlungen für die internationalen Bankenreformen teil, mit denen Bankenaufseher die Lehren aus der Lehman-Pleite zogen.
Der Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) birgt aus seiner Sicht zwar gewisse Ansteckungsrisiken – auch für europäische Banken. Doch die Institute seien besser gerüstet als die kleineren amerikanischen Geldhäuser.
Die Pleite der Silicon Valley Bank hat die Finanzmärkte verunsichert. An den Börsen geht es abwärts. Eine Anlageklasse kann sich dieser Entwicklung aber entziehen: Gold.
Für das Edelmetall hat sich der Trend binnen kürzester Zeit komplett gedreht. Nachdem eine Feinunze noch vor einer Woche nur wenig mehr als 1800 Dollar kostete, stieg der Preis am Mittwoch zeitweise auf über 1930 Dollar. Ein Plus von rund sechs Prozent auf Wochensicht und der höchste Stand seit Anfang Februar.
Experten sehen Chancen für einen weiteren Anstieg. In dem aktuellen, unsicheren Umfeld profitiert Gold von seinem Image als Krisenschutz – und auch weitere Faktoren sprechen aktuell für das gelbe Metall. Anlegerinnen und Anleger sollten dabei allerdings eine Marke genau im Blick haben.
Die Nürnberger Lebensversicherung hat im Streit mit dem Düsseldorfer Internet-Rechtsdienstleister Helpcheck erneut eine Niederlage kassiert. Das Portal hilft Verbrauchern dabei, ihre Lebensversicherungsverträge rückabwickeln zu lassen, und kassiert dafür ein Erfolgshonorar.
Nach Meinung des Versicherers verfügt das Start-up für diese Tätigkeit nicht über die erforderliche Erlaubnis und ging nach dem erstinstanzlichen Urteil in Berufung. Doch diese wies das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf nun zurück. Das geht aus dem Urteil vom 9. März 2023 hervor (Az. I-20 U 153/21), das dem Handelsblatt vorliegt. Eine Revision haben die Richter nicht zugelassen.
Helpcheck-Gründer Peer Schulz sagt: „Die Entscheidung des OLG gibt uns Rechtssicherheit und bestärkt uns auf unserem Weg, immer mehr Verbrauchern über unser Legal-Tech-Portal den einfachen Weg zum Recht zu ermöglichen.“
Offen ist, ob sich der Versicherer damit zufrieden gibt: Man prüfe derzeit die Urteilsgründe, sagte ein Sprecher der Nürnberger. Bei der Entscheidung über ein weiteres Rechtsmittel werde man berücksichtigen, dass der Bundesgerichtshof das sogenannte „ewige“ Widerspruchsrecht, das Grundlage des Geschäftsmodells von Helpcheck ist, jüngst eingeschränkt habe. Bei geringfügigen Fehlern komme es künftig nicht mehr in Betracht (Az. IV ZR 353/21).
Wie gefällt Ihnen Ihr Newsletter? Sagen Sie uns, womit Sie zufrieden sind und wo wir noch besser werden können. Wir nutzen Ihr Feedback, um Ihren Newsletter stetig zu verbessern.
Handel in Asien: Die Krise bei der Credit Suisse führt auch zu Verlusten an den asiatischen Börsen. Der Nikkei-Index rutschte in den ersten Handelsminuten um 2,2 Prozent ab. Allerdings erholten sich die Kurse danach wieder leicht und gingen 0,9 Prozent unter dem Schlusskurs vom Vortag in die Mittagspause. Der breiter gefasste Topix-Index notierte 1,3 Prozent im Minus. In China, Hongkong und Singapur zeigten sich die Börsen ebenfalls mit Verlusten.
Zinsentscheid: EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat für die heutige Sitzung eine weitere Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt in Aussicht gestellt. Vor allem warten Analysten und Anleger auf die Neubewertung der weiteren Geldpolitik. Außerdem wird die Europäische Zentralbank einen Ausblick auf die Wirtschaftsperspektiven für den Euro-Raum geben.
Rheinmetall: Auf der Bilanzpressekonferenz kann der Rüstungskonzern ein Rekordergebnis für 2022 vorzeigen. Die Aktie des Unternehmens notiert nahe ihrem Top und ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 28 deutlich höher bewertet als der durchschnittliche Dax-40-Wert.
Konjunktur: Aus den USA werden Daten vom Arbeitsmarkt und aus der Industrie erwartet. Es geht um die Wochenzahlen zu den Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe und einen Frühindikator für die Lage der Industrie. Die Angaben dürften zusätzliche Anhaltspunkte geben, wie weit die US-Notenbank kommende Woche die Zinsen erhöhen könnte.
Euro soll die Dividende je Talanx-Aktie für das Jahr 2022 betragen – 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim aktuellen Aktienkurs entspräche das einer Dividendenrendite von 4,8 Prozent.
Warren Buffett (92), US-Großinvestor und CEO der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway, hat einen Rüffel von der US-Börsenaufsicht SEC bekommen. Buffett und seine Beteiligungsgesellschaft müssen öffentlich besser erklären, wie der Unternehmensvorstand mit Risiken umgeht. Dazu hat die SEC das Unternehmen bereits im September 2022 aufgefordert. Das Schreiben dazu wurde an diesem Dienstag bekannt.
Konkret soll Berkshire Hathaway stärker über die Risiken aufklären, die der Vorsitzende Warren Buffett eingegangen ist. Denn er ist maßgeblich für die Investments verantwortlich. Dabei geht es sowohl um aktuelle Risiken als auch um die Ermittlung künftiger Risiken. Außerdem möchte die SEC wissen, warum kein Ausschuss das Risikomanagement überwache, sondern der Vorstand selbst. Berkshire Hathaway hat gegenüber der SEC bereits zugesagt, die Angaben zum jährlichen Proxy-Statement zu verbessern.
Larry Fink (70), der Vorstandschef des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock, rechnet in Zukunft mit einer hartnäckig hohen Inflation und fragt sich angesichts des Zusammenbruchs der Silicon Valley Bank (SVB), ob weitere „Dominosteine“ fallen könnten. Es sei aber noch zu früh, um den gesamten Schaden absehen zu können. Viele Unternehmen und Staaten stünden im Zielkonflikt zwischen Preis und Sicherheit. Einige Führungskräfte entschieden sich dazu, zugunsten widerstandsfähiger Lieferketten und politischer Sicherheiten auf Effizienz und niedrige Kosten zu verzichten.
Dies führe dazu, dass die Preise für Produkte mittelfristig hoch blieben und für die Zentralbanken schwieriger zu kontrollieren seien. „Daher gehe ich davon aus, dass die Inflation in den nächsten Jahren eher bei 3,5 oder 4 Prozent liegen wird“, schreibt Fink in einem Brief an die Investoren und Kunden. Fink geht auch auf den Preis des vermeintlich billigen Geldes ein und verweist auf den Zusammenbruch der SVB. Dies sei ein klassischer Fall eines Missverhältnisses zwischen Vermögenswerten und Verbindlichkeiten und eine Folge der jahrelangen Niedrigzinspolitik.
Mit Handelsblatt Meine News können Sie unserer Berichterstattung zu den Themen folgen, die Sie am meisten interessieren.
Spannende Podcasts und Wirtschaftsnachrichten zum Anhören finden Sie hier.
Fügen Sie bitte die E-Mail-Adresse finance.briefing@redaktion.handelsblatt.com Ihrem Adressbuch oder der Liste sicherer Absender hinzu. Dadurch stellen Sie sicher, dass unsere Mail Sie auch in Zukunft erreicht. Weitere hilfreiche Informationen zu unseren Newslettern finden Sie in unserem FAQ. Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.