die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) und die Turbulenzen um das Schweizer Geldinstitut Credit Suisse haben in den vergangenen Tagen für heftige Kursausschläge an den internationalen Finanzmärkten gesorgt.
Denn: Gesetzgeber und Bankenaufsicht hätten aus der Pleite der US-Investmentbank Lehman gelernt, die Kreditinstitute auf der ganzen Welt ins Wanken gebracht hatte. Die Regulierung für Banken sei heute strenger als vor der Finanzkrise. Zudem hätten die Verantwortlichen in den USA, Großbritannien und in der Schweiz jetzt „schnell und entschlossen gehandelt“.
„Das Geldsystem ist nicht mehr so fragil wie vor der Finanzkrise.“
Olaf Scholz, Bundeskanzler
Es war ein regelrechter Orkan, der über die Finanzmärkte fegte. Die Börsen in den USA haben innerhalb einer Woche 1,6 Billionen Dollar vernichtet, im Euro-Währungsgebiet sind es 472 Milliarden. Vor allem Bankentitel verloren auf beiden Seiten des Atlantiks.
Auch was die Sparvermögen anbelangt, beruhigte Scholz: „Die Einlagen der deutschen Sparerinnen und Sparer sind sicher. Nicht nur wegen der höheren Resilienz des Bankensystems und der strikteren Regulatorik, sondern auch aufgrund unserer Wirtschaftskraft“, sagte Scholz.
EZB prüft Engagement europäischer Banken bei Credit Suisse
Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) hat bei den größten europäischen Geldhäusern eine Abfrage über deren Engagement bei Credit Suisse gestartet. Dabei gehe es beispielsweise um Derivategeschäfte oder Finanzierungen, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen dem Handelsblatt. Die EZB wollte sich dazu nicht äußern.
Die Finanzaufsicht wolle sich durch die Abfrage, über die zuerst das „Wall Street Journal“ berichtet hatte, einen Überblick über mögliche Ansteckungskanäle verschaffen, sagten Insider. Das sei in solchen Situationen ein Standardvorgehen. Die Anspannung sei jedoch bei allen Beteiligten groß. Am Mittwoch habe es einen sehr regen Austausch zwischen Banken und ihren Aufsichtsteams (JSTs) gegeben, zum Teil bis weit in die Abendstunden.
Das direkte Engagement der deutschen Banken bei Credit Suisse sei überschaubar, sagte eine mit der Abfrage vertraute Person. Dabei gehe es vor allem um Derivategeschäfte oder Geschäftsbeziehungen im Zahlungsverkehr. Credit Suisse sei schließlich kein Institut, das sich in erster Linie über andere Banken finanziere.
Die Finanzaufsicht Bafin lässt die geschäftlichen Aktivitäten zweier Banken im Zusammenhang mit Cum-Ex-Geschäften und verwandten Modellen prüfen. Bei den Instituten handelt es sich nach Informationen des Handelsblatts um Hauck Aufhäuser Lampe und die Varengold Bank. Ein Sprecher der Bafin wollte dazu aufgrund gesetzlicher Verschwiegenheitspflichten nichts sagen.
Mit der Prüfung hat die Behörde die Kanzlei Hogan Lovells beauftragt. Sie soll untersuchen, in welchem Umfang die beiden Geldhäuser Cum-Ex-Geschäfte sowie ähnliche Gestaltungsmodelle wie Cum-Cum betrieben und welche finanziellen Risiken damit verbunden sind.
Die beiden betroffenen Banken gehen unterschiedlich mit der von der Bafin angeordneten Sonderprüfung um. „Wir begrüßen diese Prüfung, da wir davon ausgehen, dass die Anwaltskanzlei die Sicht unserer bislang in den Fall involvierten Anwälte bestätigen wird“, sagte eine Sprecherin der Varengold Bank.
Hauck Aufhäuser Lampe reagierte nicht auf eine Anfrage zur Sonderprüfung. Wie das Handelsblatt aus Finanzkreisen erfuhr, hat die Bank aber Widerspruch gegen die Maßnahme eingelegt.
Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat im vergangenen JahrUmsatz und operativen Gewinn kräftigt gesteigert. Dennoch sollen die Aktionäre eine deutlich gekürzte Dividende erhalten.
Augrund sinkender Immobilienpreise und steigender Baukosten will Vonovia die Ausschüttungen an die Anteilseigner halbieren. Die Dividende pro Aktie soll 0,85 Euro betragen, nach 1,66 Euro im Vorjahr, wie der Dax-Konzern am Donnerstagabend mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einer Dividende von 1,63 Euro pro Anteilsschein gerechnet.
Das Bochumer Unternehmen, das derzeit von einem Korruptionsskandal erschüttert wird, folgt mit dem Schritt der Konkurrenz. „Wir müssen uns an veränderte Rahmenbedingungen anpassen“, begründete Vorstandschef Rolf Buch die Kürzung. Mit der Kappung auf 85 Cent pro Aktie sei die „richtige Balance“ zwischen Aktionärsinteressen und einer notwendigen Kapitaldisziplin gefunden worden.
2022 konnte Vonovia die Segmenterlöse um 19,9 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro steigern, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 22,6 Prozent auf rund 2,8 Milliarden Euro. Die für die Branche maßgebliche Kennzahl Group FFO erhöhte sich um 20,1 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro, teilte Vonovia mit.
Dass es beim Thema Dividende auch anders geht, legt eine aktuelle Studie nahe: Die 100 größten Börsenunternehmen dürften für das abgelaufene Geschäftsjahr voraussichtlich rund 62 Milliarden Euro ausschütten, schätzt die DZ Bank.
Das sei trotz aller Krisen ein neuer Rekord und eine Steigerung von rund zehn Prozent gemessen am Vorjahr, teilte das Geldhaus mit. Die bisherige Rekordsumme für das Geschäftsjahr 2021 betrug laut den Angaben 56,5 Milliarden Euro.
Den Löwenanteil der Dividendenzahlungen steuere erneut die Autobranche mit 28 Prozent bei vor dem Industriesektor mit knapp 15 und dem Versicherungsbranche mit 12 Prozent, hieß es. Versicherungen verdrängten damit die Chemie-Industrie, die mit der Energiekrise kämpft, von Platz drei.
Die durchschnittliche Dividendenrendite, also der Anteil der Ausschüttung am Börsenkurs, liege im Leitindex Dax bei 3,5 Prozent und damit ungefähr im langfristigen Mittel.
Wie gefällt Ihnen Ihr Newsletter? Sagen Sie uns, womit Sie zufrieden sind und wo wir noch besser werden können. Wir nutzen Ihr Feedback, um Ihren Newsletter stetig zu verbessern.
Asien: Die Börsen in Asien haben sich zum Ende der Woche nach all den Turbulenzen eine Verschnaufpause gegönnt und sich am Freitag stärker gezeigt. In Tokio lag der Nikkei-Index im Verlauf 0,7 Prozent höher bei 27.193 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 0,7 Prozent und lag bei 1951 Punkten. Die Börse in Shanghai notierte ein Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 0,8 Prozent.
Bechtle: Der IT-Dienstleister legt seine Zahlen für das vierte Quartal und das Gesamtjahr 2022 vor. Bechtle ist nach eigenen Angaben Deutschlands größtes IT-Systemhaus und führender IT-E-Commerce-Anbieter in Europa. Börsianer erhoffen sich daher Anhaltspunkte zur Verfassung der Technologieaktien.
Deutsche Bank: Deutschlands größtes Geldhaus veröffentlicht zum Wochenschluss seinen Geschäftsbericht für das Jahr 2022. Besonderes Interesse besteht an den Angaben zum Bonustopf und zur Bezahlung des Vorstands. Die Aktie hatte zuletzt wegen der Turbulenzen um die Credit Suisse – wie andere Bankaktien auch – eine Achterbahnfahrt hingelegt.
Teuerung: Die Statistikbehörde Eurostat in Luxemburg gibt die finale Teuerungsrate für den Euro-Raum im Februar bekannt. Analysten rechneten im Vorfeld im Mittel mit einer Jahresrate von 8,5 Prozent.
Prozent der Verbraucher fänden es einer Umfrage der Quirin Privatbank zufolge gut, wenn es ein Provisionsverbot für Finanzberater gäbe. Für die Finanzbranche in Deutschland wäre das ein radikaler Umbruch.
Christine Lagarde (67) und die Europäische Zentralbank (EZB) lassen sich im Kampf gegen die Inflation nicht von den aktuellen Turbulenzen in der Bankenbranche beirren. Die Notenbank erhöhte die Zinsen am Donnerstag um einen halben Prozentpunkt. Aber die Notenbanker und Notenbankerinnen betonten auch, sie seien bereit zu reagieren, sollte die Finanzstabilität in der Euro-Zone tatsächlich in Gefahr geraten.
Nach der aktuellen Entscheidung der EZB liegt der offizielle Leitzins in der Euro-Zone nun bei 3,5 Prozent und der zurzeit noch wichtigere Satz, zu dem die Geschäftsbanken bei der EZB Geld anlegen können, bei 3,0 Prozent. „Die Inflation bleibt zu lange zu hoch“, sagte EZB-Präsidentin Lagarde. Die Entscheidung sei mit großer Mehrheit getroffen worden.
Kenneth Rogoff (69) gehört unter den Wirtschaftswissenschaftlern nicht zur Kategorie der Crash-Propheten.Aber: Der Harvard-Ökonom warnt seit vielen Jahren, dass die Verschuldungs- und Rettungspolitik der vergangenen Jahre ihren Preis habe.
Jetzt mit der Rückkehr der Inflation und den steigenden Zinsen könnte drohen, was im vergangenen Jahr längst hätte passieren können: eine neue systemische Krise. Die Weltwirtschaft stehe so fragil da, wie lange nicht. Und den Regierungen und Notenbanken bleibe wohl auch dieses Mal kaum eine andere Wahl, als zu retten, was zu retten ist, sagte er im Interview mit dem Handelsblatt.
Sowohl Bitcoin als auch Ether haben in den vergangenen zwölf Monaten deutlich an Wert verloren. Ein guter Zeitpunkt, um sich unaufgeregt mit den Ideen dahinter auseinanderzusetzen – mit den Büchern des Journalisten Ijoma Mangold und des Gründers Vitalik Buterin. Was vom Krypto-Hype bleibt
Wie zufrieden sind Sie mit dem heutigen Newsletter?
Mit Handelsblatt Meine News können Sie unserer Berichterstattung zu den Themen folgen, die Sie am meisten interessieren.
Spannende Podcasts und Wirtschaftsnachrichten zum Anhören finden Sie hier.
Fügen Sie bitte die E-Mail-Adresse finance.briefing@redaktion.handelsblatt.com Ihrem Adressbuch oder der Liste sicherer Absender hinzu. Dadurch stellen Sie sicher, dass unsere Mail Sie auch in Zukunft erreicht. Weitere hilfreiche Informationen zu unseren Newslettern finden Sie in unserem FAQ. Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.