nach der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) hat Joe Biden persönlich die Nation beruhigt. „Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist“, betonte der US-Präsident im Weißen Haus. „Euer Geld wird da sein, wenn ihr es braucht“, fügte er mit Blick auf die Kunden der Bank hinzu.
So etwas wie mit der SVB solle nicht wieder passieren, versicherte Biden und kündigte neue Initiativen für eine strengere Bankenregulierung an. Gerade für kleinere Institute wurden unter Bidens Vorgänger Donald Trump die Vorschriften gelockert – ein Fehler, glaubt Biden, der vor der Herausforderung steht, sicherzustellen, dass die Krise um die SVB nicht zu einer Rezession führt. Das könnte die gute wirtschaftliche Stimmung der vergangenen Monate in den USA zerstören.
Experten zweifeln daran, dass die Währungshüter der Fed ihre Geldpolitik trotz des hohen Preisdrucks weiter straffen werden. Der unabhängige US-Analyst Ed Yardeni kommentiert: „Die Sorge um die Finanzstabilität wird die Fed veranlassen, vorsichtig mit allzu aggressiven Zinserhöhungen zu sein."
Yardeni spricht den möglichen Effekt an, dass höhere Zinsen zum Abfluss von Bankeinlagen und damit im Endeffekt zu einer Kreditkrise führen können, weil die Banken ihr Geld mehr zusammenhalten.
In Europa trifft die Pleite der SVB die Krisenbank Credit Suisse besonders hart: Die Prämien für Kreditausfallversicherungen für Anleihen des zweitgrößten Schweizer Geldhauses kletterten auf ein Rekordhoch von 4,53 Prozentpunkten. Auch der Aktienkurs der Bank brach zwischenzeitlich um mehr als 15 Prozent ein. Die Titel wurden mehrfach kurzzeitig vom Handel ausgesetzt, zwischenzeitlich notierte die Aktie bei 2,1 Franken – und damit auf einem Rekordtief. Weitere aktuelle Details rund um die SVB-Pleite finden sich auf dem
Handelsblatt News-Blog.
Wie groß die Nervosität nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) auch in Deutschland ist, lässt sich an den Aktienkursen der heimischen Großbanken ablesen. Die Papiere der Commerzbank brachen am Montag zeitweise um 16 Prozent ein. Die Deutsche-Bank-Aktie, die bereits am Freitag um gut sieben Prozent gefallen war, verlor erneut mehr als vier Prozent.
Trotz dieser Rückgänge gehen Experten, Finanzaufseher und die Geldhäuser selbst nicht davon aus, dass es nach der Pleite der Silicon Valley Bank zu großen Verwerfungen am deutschen Bankenmarkt kommen wird. Zwischen dem kalifornischen Geldhaus und den deutschen Instituten gibt es große Unterschiede.
„Ich gehe nicht davon aus, dass die Probleme, die wir in den USA erleben, auf Europa überschwappen werden“, sagt Edgar Walk, Chefvolkswirt von Metzler Asset Management. Insidern zufolge teilt die deutsche Finanzaufsicht diese Einschätzung aktuell. Die Bafin schließt allerdings die deutsche Niederlassung der SVB.
Im Fall Wirecard hat das Bayerische Oberste Landesgericht (BayObLG) in München den Privatanleger Kurt Ebert zum Musterkläger im Verfahren gegen EY (Az. 101 Kap 1/22) nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMuG) bestellt. Das teilte das BayObLG mit. Damit ist der offizielle Startschuss für das nicht von allen Anlegern begrüßte KapMuG-Verfahren gefallen.
Privatanleger Ebert hatte im Februar 2020 Aktien von Wirecard gekauft und macht einen Schaden von über 500.000 Euro geltend. Beklagte im KapMuG-Verfahren sind neben EY Deutschland auch die EY-Prüfer Martin Dahmen und Andreas Budde sowie die Wirecard-Vorstände Markus Braun, Jan Marsalek und Alexander von Knoop.
Der Zahlungsdienstleister Wirecard galt jahrelang als Börsenwunderkind. Trotz wiederkehrender Gerüchte über Unregelmäßigkeiten blieben die Anleger lange in Kauflaune – auch weil EY jedes Jahr die Zahlen testierte und die zuständige Finanzaufsicht Bafin sich hinter das Unternehmen aus Aschheim stellte.
So wurden die Anleger kalt erwischt, als Wirecard im Juni 2020 plötzlich mitteilte, dass in der Bilanz 1,9 Milliarden Euro fehlen und der Konzern Insolvenz anmelden muss. Der Aktienkurs zerplatzte von über 100 Euro auf wenige Cent.
Die Zahl der neu vergebenen Baudarlehen ist so niedrig wie seit vielen Jahren nicht mehr. Das bestätigen Banken und Vermittler. Das liegt aber nicht an der mangelnden Nachfrage, wie eine Studie von Barkow Consulting nun bestätigt. Vielmehr hat die Nachfrage nach Baufinanzierungen in jüngster Zeit laut der Auskunftei Schufa wieder angezogen.
So ließen Banken im Januar 2023 zehn Prozent häufiger Bonitäten bei der Schufa prüfen als noch im Januar 2022. „Die Zahl neuer Hypotheken nimmt allerdings dramatisch ab, viele Kreditanträge sind zunehmend erfolglos“, kommentiert Peter Barkow, Gründer der Unternehmensberatung, die Daten.
Experten der FMH-Finanzberatung überrascht die hohe Ablehnungsquote nicht. Weil Immobilien derzeit an Wert verlieren, vergeben Banken weniger Darlehen. Denn wenn ein Gläubiger seinen Kredit nicht mehr bezahlen kann, muss die Immobilie wieder verkauft werden. Dabei darf die Bank möglichst keine Verluste machen, da sie sonst selbst in Probleme geraten könnte.
Die jüngsten Bankpleiten sorgten für große Verwerfungen am Kryptomarkt. Die Kurse nahezu aller Digitalwährungen brachen ein. Bis auf rund 19.600 Dollar war der Bitcoin heruntergegangen – dem niedrigsten Stand seit Mitte Januar –, ehe Anleger die vermeintlich attraktiven Kurse zum Einstieg nutzten und den Markt stabilisierten. Auf 24-Stunden-Sicht lag die Cyberdevise am Montag zeitweise fast zehn Prozent im Plus.
„Nun stehen die Zeichen zumindest kurzzeitig auf Erholung", kommentierte Kryptoanalyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus die Entwicklung. Auch die Kurse sogenannter Stablecoins haben gelitten, obwohl sie sich eigentlich parallel zum Dollar bewegen sollen und mit Dollar oder anderen Vermögenswerten hinterlegt sind.
Am Montag näherten sich Circle und die Kurse anderer Stablecoins wieder ihrem Zielwert an. Zuvor hatten US-Behörden angekündigt, Kundeneinlagen bei der Silicon Valley Bank und der Signature Bank vollständig zu garantieren.
Großer Profiteur der Verwerfungen am Kryptomarkt ist Tether (USDT), der größte Stablecoin.Laut Daten der Liquiditätsplattform Curve’s 3pool standen Nutzer digital Schlange, um dort ihre Stablecoins in USDT zu wechseln.Tether macht laut der Analyseseite Coingecko jetzt 75 Milliarden Dollar des 140 Milliarden Dollar schweren Stablecoin-Universums aus.
Wie gefällt Ihnen Ihr Newsletter? Sagen Sie uns, womit Sie zufrieden sind und wo wir noch besser werden können. Wir nutzen Ihr Feedback, um Ihren Newsletter stetig zu verbessern.
Handel in Asien: Die Folgen von zwei Bankenpleiten in den USA setzte Asiens Märkten zu. Während sich die Aktienindizes in den USA noch stabil blieben, ging der japanische Nikkei-225-Index bis kurz vor 11 Uhr um 2,5 Prozent auf 27.148 Punkte zurück. Der breitere Topix sackte sogar um mehr als drei Prozent auf 1.940 Punkte ab. Südkoreas Kospi-Index fiel bis dahin um zwei Prozent auf 2.362 Punkte. Auch der singapurische Straits-Times-Index verlor weiter an Wert. Der Hongkonger Hangseng und der Shanghai Composite Index, die stärker an chinesischen Ereignissen ausgerichtet sind, eröffneten mit Verlusten.
Volkswagen: Bei der Bilanzpressekonferenz von VW könnte es um folgende Fragen gehen: Was haben die virtuellen Börsengänge ergeben, mit denen sich die einzelnen Marken und Geschäfte für Investoren attraktiv machen sollten? Wie sieht der Fahrplan der neuen Softwarestrategie aus? Und welche Werke werden künftig wie ausgelastet, wo will Volkswagen investieren? Zahlen für 2022 hatte der Konzern schon zuvor bekannt gegeben.
US-Inflation: Die US-Regierung gibt Zahlen zur Inflation im Februar bekannt. Beim Verbraucherpreisindex wird gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg um 6,0 Prozent erwartet, nach 6,4 Prozent im Januar. Für die Kerninflation werden im Jahresvergleich 5,5 Prozent nach 5,6 Prozent und im Monatsvergleich gleichbleibend 0,4 Prozent erwartet
Lohnverhandlungen: Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn wollen sich Vertreter des bundeseigenen Konzerns und der Gewerkschaft EVG in Berlin wieder an einen Tisch setzen. Die Lohnentwicklung hat Einfluss auf die Inflationsrate und damit auch auf die Kapitalmärkte.
Fraport: Der Betreiber des größten deutschen Flughafens legt die Bilanz für 2022 vor. Analysten erwarten im Schnitt einen Anstieg des Umsatzes des Frankfurter Airports um eine Milliarde auf 3,1 Milliarden Euro.
Milliarden Dollar haben Rohstoffhändler im vergangenen Jahr durch die Verwerfungen an den Märkten erwirtschaftet. Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman ist dies bislang der höchste Bruttoertrag – ein erneuter Anstieg von 59 Prozent gegenüber dem Vorjahr, das ebenfalls ein Rekordjahr für die Branche war.
Tim Mayopoulos (64), Jurist und Bankmanager, wurde von dem amerikanischen Einlagensicherungsfonds FDIC zum neuen Chef der zusammengebrochenen Silicon Valley Bank (SVB) berufen. Er soll die neu gegründete Brückenbank leiten, auf die alle Einlagen der SVB übertragen wurden. Der für seine ruhige Art bekannte Mayopoulos kommt von dem Fintech-Startup Blend Labs, hat vorher unter anderem bei der Deutschen Bank gearbeitet und nach der Finanzkrise das Hypothekeninstitut Fannie Mae geleitet.
Mit seinem neuen Posten übernimmt Mayopoulos die wichtigste Rolle in der fulminanten Bankenkrise, die sich gerade in den USA abspielt: Innerhalb von nur drei Tagen haben die US-Aufsichtsbehörden die 40 Jahre alte Silicon Valley Bank vergangene Woche komplett geschlossen. Zuvor hatte ein Ansturm auf die Einlagen das Institut zahlungsunfähig gemacht.
Bill Anderson (56), der designierte neue Chef bei Bayer, wird im April im Vorstand anfangen. Als einige Wochen zuvor bekannt geworden war, dass der bisherige CEO Werner Baumann früher gehen würde als geplant, schoss die Aktie nach oben. Die Kursverluste, die Bayer seit 2016 rund um die Übernahme des Saatgut- und Herbizit-Herstellers Monsanto eingefahren hat, sind trotzdem noch nicht wieder ausgeglichen.
Gut das Doppelte war eine Aktie des Unternehmens wert, bevor die Prozesse um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat begannen. Auch mit den Forderungen aktivistischer Hedgefonds wird sich Anderson weiter auseinandersetzen müssen, erwartet der Analyst Charlie Bentley von der Investmentbank Jefferies. Deren Forderung ist, dass der Konzern in ein Pharma- und ein Agrarchemieunternehmen aufgespalten wird.
Die Digitalisierung ermöglicht es Berufstätigen, in der gleichen Zeit wie früher mehr Aufgaben zu erledigen – theoretisch. Praktisch ist sie ein Konzentrationskiller, sagt die Forschung. So habe sich die Aufmerksamkeitsspanne des Durchschnitts-Büroarbeiters seit 2004 von zweieinhalb Minuten auf mittlerweile 47 Sekunden verringert. Welche Wege es aus der Multitasking-Falle gibt, erklärt Wissenschaftlerin Gloria Mark im Handelsblatt.
Wie zufrieden sind Sie mit dem heutigen Newsletter?
Mit Handelsblatt Meine News können Sie unserer Berichterstattung zu den Themen folgen, die Sie am meisten interessieren.
Spannende Podcasts und Wirtschaftsnachrichten zum Anhören finden Sie hier.
Fügen Sie bitte die E-Mail-Adresse finance.briefing@redaktion.handelsblatt.com Ihrem Adressbuch oder der Liste sicherer Absender hinzu. Dadurch stellen Sie sicher, dass unsere Mail Sie auch in Zukunft erreicht. Weitere hilfreiche Informationen zu unseren Newslettern finden Sie in unserem FAQ. Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.