die Inflation in den Vereinigten Staaten ist deutlich zurückgegangen. Im Februar stiegen die Verbraucherpreise (CPI) in der weltgrößten Volkswirtschaft um 6,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dieses Niveau war im Vorfeld erwartet worden. Es ist die geringste Rate seit Januar 2021 und der achte Rückgang in Folge. Erneut waren die höheren Kosten für Wohnraum stärkster Inflationstreiber. Im Januar hatte die Inflationsrate noch 6,4 Prozent betragen.
Der sinkende Trend ist zunächst eine gute Nachricht für Jerome Powell, den Chef der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Er gibt ihm für die kommende Sitzung am 21. und 22. März etwas Spielraum, den weiteren geldpolitischen Kurs anzupassen. Die Zinspolitik der Fed steht wegen der Pleite der SVB besonders im Fokus. Das Institut war durch die Folgen der stark gestiegenen Zinsen in Probleme geraten. Investoren und Kunden sorgen sich um die Stabilität des Finanzsystems, nachdem in der vergangenen Woche gleich drei Banken schließen mussten.
Die neue Normalität der Inflation wird bei dreieinhalb bis vier Prozent liegen.
Charles Goodhart, Ökonom
Einige Experten erwarten, dass die Fed nun vorsichtiger handelt. Dies würde aber dem Ziel entgegenstehen, die Inflation bald wieder auf den Zielwert von zwei Prozent zu senken. Während einige Institute davon ausgehen, dass die Notenbank im März eine Zinspause einlegen wird, gibt es aber auch andere Stimmen: Die japanische Investmentbank Nomura erwartet sogar, dass die Fed die Zinsen auf ihrer Sitzung nächste Woche um 25 Basispunkte senkt. Ursprünglich hatte sie eine Erhöhung um einen halben Prozentpunkt prognostiziert.
Das Aus der Silicon Valley Bank (SVB) und die daraus entstehenden Marktturbulenzen sind für Shortseller ein lohnendes Geschäft. Die Profiinvestoren, die auf fallende Aktienkurse setzen, verdienten allein bei SVB sowie der kalifornischen Bank First Republic in den vergangenen Tagen rund eine Milliarde Dollar.
Der Kurs der First-Republic-Aktie brach am Montag um 62 Prozent ein. Seit vergangenem Mittwoch haben Shortseller dadurch rund eine halbe Milliarde Gewinn mit Wetten auf fallende Kurse der Bank gemacht, wie aus Daten des Analysehauses Ortex hervorgeht. Bei SVB nahmen die Shortseller laut Daten des Analysehauses S3 allein am vergangenen Donnerstag 513 Millionen Dollar ein, als die Aktie der Bank um 60 Prozent fiel.
Unterdessen sind Bankaktien nach starken Verlusten infolge der SVP-Pleite auf einen Erholungskurs eingeschwenkt: Papiere der Deutschen Bank gewannen gut vier Prozent, nachdem sie am Vortag um knapp fünf Prozent abgesackt waren. Commerzbank-Aktien legten 4,4 Prozent zu. Am Montag waren die Papiere mit einem Minus von 12,7 Prozent noch die größten Verlierer im Dax gewesen.
Auch Aktien von US-Banken erholten sich am Dienstag an der Wall Street. Die Papiere der großen Geldhäuser konnten ihre Verluste vom Vortag größtenteils wettmachen und von der Rally profitieren. JP Morgan Chase, Amerikas größte Bank, legte bis zum frühen Nachmittag knapp ein Prozent zu, die Bank of America gewann 1,2 Prozent. Auch der Onlinebroker Charles Schwab, dessen Aktie am Montag unter Druck geraten war, lag mit rund neun Prozent deutlich im Plus.
Die Silikon Valley Bank ist ein wichtiger Finanzierer der US-Technologieszene. Firmen weit über das Silicon Valley hinaus sind betroffen und geschockt. „Die Silicon Valley Bank ist wie eine Spinne im Netz“, sagt Investor Bernhard Gold, Venture-Partner bei Relay Ventures. Das Institut sei besonders eng mit der Start-up-Landschaft verbunden. Der Kollaps der Bank treffe nun die gesamte Branche. „Das ist eine Katastrophe für das Silicon Valley“, so Gold.
Die Krise der Bank trifft aber nicht nur junge Start-ups. Auch etablierte Firmen sehen sich in großen Schwierigkeiten. Am Freitag teilte das TV-Streamingunternehmen Roku in einer Börsennotiz mit, dass rund 487 Millionen Dollar seiner 1,9 Milliarden Dollar an Barmitteln bei der Silicon Valley Bank gebunden seien. Die Einlagen seien größtenteils unversichert, testierte Roku, und man wisse nicht, „in welchem Umfang“ Roku in der Lage sein werde, sie zurückzuerhalten.
Viele Start-ups zahlen ihren Beschäftigten nicht wie in Deutschland das Geld pro Monat aus, sondern alle zwei Wochen oder sogar jede Woche. Meist ist der Freitag der Zahltag. Das Handelsblatt hat von mehreren Fällen erfahren, in denen am Freitag bereits keine Löhne ausgezahlt werden konnten.
Die deutschen Sparkassen müssen wegen rasant gestiegener Zinsen enorme Wertberichtigungen auf ihre Eigenanlagen vornehmen. Ende des vergangenen Jahres schrieben die 359 Sparkassen 7,9 Milliarden Euro auf Anleihen, Aktien und andere Wertpapiere ab.
2022 sind die Zinsen, angetrieben durch die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB), deutlich gestiegen. Parallel gaben die Kurse von Aktien und Anleihen nach. Da die Sparkassen ihre Papiere in der Regel zum Marktwert bilanzieren, führte das zu hohen Belastungen.
Sparkassen-Präsident Helmut Schleweis zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Sparkassen mit den enormen Wertberichtigungen klarkommen. „Die laufende Zinswende ist kurzfristig betriebswirtschaftlich herausfordernd, die Sparkassen haben aber genug Substanz, um das schnell zu bewältigen“, sagte er. Die Sparkassen müssen die Verluste – anders als die Silicon Valley Bank (SVB) in den USA – bisher nicht realisieren, sie stehen nur auf dem Papier. Und es besteht Hoffnung, dass die Geldhäuser die Wertberichtigungen wieder wettmachen.
Die Allianz will auch in Zukunft keine Lebensversicherungsbestände ihrer deutschen Kunden an externe Abwicklungsgesellschaften abgeben. „Ein externer Verkauf von Beständen steht seitens von Allianz Leben derzeit nicht zur Diskussion“, heißt es in einem Statement des Versicherers. Damit bestätigt der Konzern seine Strategie der vergangenen Jahre, wonach ein externer Verkauf nicht geplant ist.
Die Diskussion über eine mögliche Veräußerung war nach der Bilanzpressekonferenz des Konzerns vor rund einem Monat aufgekommen. Allianz-Chef Oliver Bäte hatte da gegenüber dem Handelsblatt gesagt: „Die Strategie eines effizienteren Kapitalmanagements in der Lebensversicherung geht weiter. Da, wo wir optimieren können, müssen wir weiter optimieren.“
Mancherorts war das als Ankündigung interpretiert worden, wonach sich nun auch die Allianz von Altbeständen trennen könnte. Im vergangenen Jahr hatten die Wettbewerber Axa und Zurich den Verkauf von Lebensversicherungspolicen angekündigt. Die bislang größte Transaktion in diesem Bereich gab es vor vier Jahren mit der Abgabe von anfangs bis zu vier Millionen Policen durch Generali.
Die Schweizer Großbank Credit Suisse hat für die Geschäftsjahre 2021 und 2022 „wesentliche Mängel“ in ihrer finanziellen Berichterstattung festgestellt und die Arbeit an deren Behebung begonnen. In diesen beiden Jahren „waren die internen Kontrollen der Gruppe für die Finanzberichterstattung nicht angemessen“, so die Credit Suisse in ihrem veröffentlichten Geschäftsbericht. „Die Geschäftsleitung ist dementsprechend auch zu dem Schluss gekommen, dass unsere Offenlegungskontrollen und -verfahren nicht angemessen waren.“
Die Bank sah sich vergangene Woche gezwungen, die Veröffentlichung ihres Geschäftsberichts zu verschieben, nachdem die US-Börsenaufsicht SEC in letzter Minute Nachfragen hatte. Die festgestellten wesentlichen Mängel beziehen sich auf das Versäumnis, wirksame Risikobewertungen in der Rechnungslegung zu erstellen und beizubehalten, teilte die Bank mit. Diese Versäumnisse hatte die SEC festgestellt, nachdem Fehler in der Kapitalflussrechnung in den Jahren 2019 und 2020 aufgetaucht waren.
Auf die SEC-Intervention reagiert nun auch der Abschlussprüfer der Credit Suisse, die Prüfungsgesellschaft PwC. Sie sprach ein sogenanntes negatives Urteil über die Wirksamkeit der internen Kontrolle der Finanzberichterstattung aus. Dennoch hat PwC der Großbank ein uneingeschränktes Testat erteil.
Wer Dividenden aus dem Ausland bekommt, erlebt bisweilen ein Wechselbad der Gefühle. Zuerst Freude über höhere Ausschüttungen als bei Dax-Werten. Dann Enttäuschung, wenn wegen der Quellensteuer weniger auf dem Konto eingeht als erhofft. Quellensteuer müssen deutsche Anleger im Ausland auf Kapitalerträge zahlen, wenn diese im jeweiligen Land besteuert werden. Das kann dazu führen, dass die Einnahmen doppelt besteuert werden. Denn auch der deutsche Fiskus will seinen Anteil am im Ausland verdienten Geld.
„In den allermeisten Fällen können sich Anleger zu viel gezahlte Steuern rückerstatten lassen“, sagt Katharina Busch, Steuerberaterin bei der Großkanzlei Ecovis. Denn Deutschland unterhält mit vielen Ländern Doppelbesteuerungsabkommen. Anleger, die im Ausland Dividenden kassieren, müssen darauf nur so viel Steuern zahlen, als würden die Zahlungen von einem heimischen Unternehmen stammen.
Wie gefällt Ihnen Ihr Newsletter? Sagen Sie uns, womit Sie zufrieden sind und wo wir noch besser werden können. Wir nutzen Ihr Feedback, um Ihren Newsletter stetig zu verbessern.
Handel in Asien: Die Anleger in Asien atmen erstmals seit dem Ausfall der Silicon Valley Bank (SVB) auf. Der Nikkei-Index lag im Verlauf 0,2 Prozent höher bei 27.272 Punkten, nachdem er drei Tage lang um fast fünf Prozent gefallen war. Der breiter gefasste Topix-Index, der stärker von Bankaktien beeinflusst wird, stieg um 0,8 Prozent und lag bei 1962 Punkten. Die Börse in Shanghai lag 0,7 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen gewann 0,4 Prozent.
Daten aus den USA: Aufschluss über die Entwicklung der US-Konjunktur geben um 13.30 Uhr deutscher Zeit gleich drei Konjunkturdaten. Am bedeutendsten ist nach Einschätzung von Ökonomen die Entwicklung der Einzelhandelsumsätze. Volkswirte gehen davon aus, dass die Einzelhandelsumsätze im Februar im Vergleich zum Vormonat gesunken sind. Außerdem stehen die Erzeugerpreise von Februar an. Hier wird ein Preisanstieg von 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat erwartet. Beim "Empire State Index", der die Stimmung in der Industrie im Großraum New York misst, wird mit einer Verschlechterung gerechnet.
Eon und BMW: Aus dem Dax legen der Versorger Eon und der Autokonzern BMW ihre Geschäftsberichte für das Jahr 2022 vor. Beide dürften gut ausfallen. Eon hatte bereits im Februar verkündet, dass der bereinigte Konzernüberschuss bei 2,7 Milliarden Euro und damit höher als ursprünglich prognostiziert liegen dürfte. BMW hatte am vergangenen Freitag vom besten Ergebnis der Firmengeschichte berichtet.
Weitere Ergebnisse: Endgültige Zahlen für das vergangene Jahr gibt es in Deutschland außerdem vom Düngemittelhersteller K+S, vom Spezialchemiekonzern Lanxess, vom Versicherer Talanx und vom Biotechnologieunternehmen Morphosys. In den USA legt der Softwarekonzern Adobe Zahlen vor.
Millionen aktive Kundenkonten in Deutschland zählte Paypal per Ende des vergangenen Jahres. Das ist eine Million mehr als Ende 2021, was einem Plus von gut drei Prozent entspricht. In den Jahren zuvor hatte Paypal die Kundenzahl mit deutlich höherem Tempo gesteigert. Beim Onlineshopping gilt Paypal in Deutschland als zweitbeliebteste Bezahlmethode.
Andréa Maechler (54), langjährige Spitzen-Notenbankerin der Schweizerischen Nationalbank (SNB), wird Vizedirektorin der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Institution mit Sitz in Basel ist eine internationale Organisation, in der sich die weltweiten Notenbanken zusammengeschlossen haben. Maechler verlässt die SNB Ende Juni und wird ab September Stellvertreterin von BIZ-Chef Augustín Carstens. Ihr Vorgänger, Luiz Awazu Pereira da Silva, geht in den Ruhestand. Maechler übernimmt das höchste Amt, das je eine Frau in der BIZ innehatte. Sie verschafft sich zudem eine gute Ausgangsposition, sollte sie die Nachfolge von Generaldirektor Carstens anstreben.
Sven Weber, deutschstämmiger Risikokapitalgeber, beschäftigt sich schon seit über 20 Jahren mit Tech-Investments. Der Partner der Investmentgesellschaft Knightsbridge Advisers wollte eigentlich zu einem regulären Besuch bei seinen Portfolio-Unternehmen im Silicon Valley vorbeischauen. Doch als klar war, dass die Silicon Valley Bank schließen muss, wurde das Meeting schnell zu einer Krisensitzung – wie überall in Amerikas Tech-Landschaft. Die Umwälzungen werden die Start-ups noch eine Weile beschäftigen, glaubt der Investor. Doch die jungen Technologiefirmen, die er die „Innovation Economy“ nennt, würden sich von der Krise erholen.
Ajay Banga (63), früherer Chef von Mastercard, ist von US-Präsident Joe Biden als künftiger Weltbank-Direktor vorgeschlagen worden. Damit ist er bisher der einzige Kandidat. Dennoch will er nichts dem Zufall überlassen, reist um die Welt und wirbt um Unterstützung. Bangas Botschaft trifft in Brüssel auf Wohlgefallen: Er will den Klimawandel ins Zentrum seiner Arbeit rücken. Eigentlich ist die Mission der Weltbank klar umrissen. Armutsbekämpfung, lautet sie. Doch Banga argumentiert, dass Fortschritte, die in den vergangenen Jahrzehnten im Kampf gegen die globale Ungleichheit gemacht wurden, durch die Erderwärmung bedroht werden: „Der Klimawandel wirkt sich direkt auf die Entwicklungspolitik aus.“
Die EU wird die Regeln für faire Vergütung verschärfen. Die Zeit drängt. Arbeitgeber können es sich nicht länger leisten, den Ruf nach Gehaltstransparenz zu ignorieren.Das Handelsblatt weiß, welche Firmen bereits reagiert haben.
Wie zufrieden sind Sie mit dem heutigen Newsletter?
Mit Handelsblatt Meine News können Sie unserer Berichterstattung zu den Themen folgen, die Sie am meisten interessieren.
Spannende Podcasts und Wirtschaftsnachrichten zum Anhören finden Sie hier.
Fügen Sie bitte die E-Mail-Adresse finance.briefing@redaktion.handelsblatt.com Ihrem Adressbuch oder der Liste sicherer Absender hinzu. Dadurch stellen Sie sicher, dass unsere Mail Sie auch in Zukunft erreicht. Weitere hilfreiche Informationen zu unseren Newslettern finden Sie in unserem FAQ. Informationen zum Datenschutz finden Sie hier.