die Europäische Zentralbank (EZB) hat zum zehnten Mal in Folge den Leitzins erhöht. Der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, stieg von 3,75 auf 4,00 Prozent, das höchste Niveau seit 1999.
Der Leitzins stieg ebenfalls um einen Viertelprozentpunkt auf 4,50 Prozent. „Die Inflation geht weiter zurück, dürfte aber noch zu lange zu hoch bleiben“, begründete EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Entscheidung.
Die Mehrheit der Ökonomen sieht nun den Zinsgipfel in der Euro-Zone erreicht. Sie gehen davon aus, dass die EZB die Zinsen nun für längere Zeit auf dem aktuellen Niveau belässt.
Mit diesem Zinsschritt ist jetzt erst mal Pause.
Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank
Lagarde hält dagegen alle Optionen offen: „Wir können nicht sagen, dass wir den Gipfel erreicht“ haben, betonte sie. Entscheidend sei die Höhe der Zinsen – und wie lange sie auf dieser Höhe verharren.
Die EZB-Präsidentin räumte ein, dass die Entscheidung nicht einstimmig gefallen ist. Einige Ratsmitglieder hätten angesichts der schwachen Wachstumsaussichten für die Euro-Zone für eine Zinspause plädiert. Höhere Zinsen gelten als Konjunkturrisiko. Es habe aber eine „solide Mehrheit“ gegeben.
Visualisierung von „The Q“ in Nürnberg (Foto: GerchGroup)
Erstes Projekt der Gerchgroup ist insolvent
Bei der insolventen Gerchgroup ist die erste Projektgesellschaft in die Pleite gerutscht. Am Donnerstag eröffnete das Amtsgericht Düsseldorf das Insolvenzverfahren für „Gerch Nürnberg The Q 1 GmbH“, einen Bauabschnitt des ehemaligen Quelle-Geländes in Nürnberg, wie aus einer öffentlichen Bekanntmachung hervorgeht.
Trotz intensiver Verhandlungen mit dem Erwerber und Finanzierungspartner sei die Suche nach einer Lösung für die Fortführung und Fertigstellung des ersten Bauabschnitts außerhalb einer Insolvenz gescheitert, teilte das Unternehmen mit. Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) hatte sich den Abschnitt 2020 gesichert. Nach den gescheiterten Verhandlungen habe man umgehend einen Insolvenzantrag stellen müssen. Zudem seien die Bauarbeiten gestoppt worden.
Vier Dachgesellschaften des bundesweit tätigen Projektentwicklers waren vor wenigen Wochen wegen drohender Zahlungsunfähigkeit in die Insolvenz in Eigenverwaltung gerutscht. Die aktuellen Projekte des Unternehmens, unter anderem in Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Nürnberg, haben ein Volumen von rund vier Milliarden Euro.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat sich von mehreren Führungskräften wegen Verstößen gegen die Unternehmensrichtlinien getrennt. Der Vorwurf: Die Betroffenen hätten sich nicht nur über von Goldman gestattete Kommunikationskanäle zu Unternehmensangelegenheiten geäußert, zitierte Reuters aus einem Memo.
Demnach nannte Goldman die betroffenen Mitarbeiter nicht namentlich. Die Bank verlassen musste Reuters zufolge Hari Moorthy, der Leiter des Bereichs Transaction Banking. Demnach wird Philip Berlinski, der Treasurer der Bank, zusammen mit Akila Raman und Luc Teboul das Tagesgeschäft des Transaction Banking übernehmen.
Am Kryptomarkt ist der Bitcoin am Freitag zeitweise auf bis zu 26.640 Dollar gestiegen, der höchste Wert seit Monatsbeginn. Am Montag war der Kurs noch bis auf rund 25.000 Dollar gefallen, das niedrigste Niveau seit drei Monaten.
Damit wirkte sich eine potenziell schlechte Nachricht für den Kryptomarkt gar nicht auf die Kurse der ältesten und größten Kryptowährung aus: Ein US-Gericht erlaubt der kollabierten Kryptowährungsbörse FTX den Verkauf von Vermögenswerten.
FTX darf demnach Kryptowährungen im Wert von bis zu 100 Millionen Dollar pro Woche veräußern. Bei einer Zustimmung des Gläubigerausschusses könnte das Tempo auch auf 200 Millionen Dollar pro Woche erhöht werden. Das könnte das Angebot am Markt erhöhen und die Preise unter Druck setzen.
Lebensversicherer können durch die gestiegenen Zinsen das Geld ihrer Kunden wieder zu besseren Konditionen anlegen. Doch die bestehenden Kapitalanlagen in den Portfolios der Unternehmen verlieren an Wert. Gleichzeitig stehen die Kosten vieler Produkte in der Kritik, der Konkurrenzdruck durch höherverzinste Tages- und Festgeldangebote wächst.
In dieser Gemengelage fällt es Verbrauchern schwer einzuschätzen, wie ihr Lebensversicherer finanziell dasteht und die aktuellen Herausforderungen meistern wird. Hinweise darauf liefert die jährliche Studie vom Institut für Finanzwirtschaft der Hochschule Ludwigshafen zu den zwölf größten, im Neugeschäft aktiven Lebensversicherern in Deutschland.
Die Ergebnisse fallen gemischt aus: Fünf Versicherer bekommen die Note „sehr gut“ bis „gut“, vier schneiden „befriedigend“ ab. Zwei Anbieter sind mit „ausreichend“ bewertet, einer erhält das Urteil „knapp ausreichend“.
Märkte Asien: In China übertrafen die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion im August die Prognosen der Analysten deutlich und auch die Entscheidung der chinesischen Zentralbank, mittelfristige Kredite zu verlängern und den Zinssatz unverändert zu lassen, sorgte für Jubelstimmung an Asiens Börsen. Der Nikkei-Index lag im Verlauf 1,3 Prozent höher bei 33.614 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index stieg um 1,3 Prozent auf 2436 Punkte. Die Börse in Shanghai notierte 0,2 Prozent im Plus. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen trat auf der Stelle.
Konjunkturdaten: Aus Frankreich, Italien und Polen kommen aktuelle Verbraucherpreisindizes. Für die Euro-Zone werden Daten zur Handelsbilanz und den Lohnkosten erwartet, in Großbritannien wird über die Inflationserwartungen der Verbraucher berichtet. In den USA werden der Import- und Exportpreisindex, die Industrieproduktion sowie der Reuters/Michigan-Verbraucherstimmungsindex und die langfristige Inflationserwartung der Verbraucher veröffentlicht.
W&W-Quartalszahlen: Die Wüstenrot & Württembergische AG legt am Freitag Zahlen für das zweite Quartal vor. Der schwäbische Finanzkonzern war im Frühjahr in den SDax aufgestiegen. Zuletzt hatte das Unternehmen seinen Gewinn steigern können.
Ecofin-Treffen: Am Freitag und Samstag treffen sich die Finanzminister der EU in Santiago de Compostela. Erstmals wird es dort ein Treffen mit Ministerinnen und Ministern sowie internationalen Finanzinstitutionen aus der Region Lateinamerika und Karibik mit dem Thema "Auf dem Weg zu einer globalen grünen und digitalen Wirtschaft" geben. Es soll über die Förderung der strategischen Autonomie und die Stärkung der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit, insbesondere mit Lateinamerika, beraten werden.
Milliarden Euro an Krediten haben die auf Finanzierungen von Konsum- und Investitionsgütern spezialisierten Kreditbanken in Deutschland an Privatkunden im ersten Halbjahr vergeben.
Marion Höllinger, Chefin der Hypo-Vereinsbank (HVB), rechnet ab 2024 mit mehr Investitionen der deutschen Unternehmen. Derzeit sei die Bereitschaft zu disruptiven Großprojekten zwar noch sehr gering, sagte sie dem Handelsblatt. „Das liegt aber auch daran, dass viele Unternehmen davon ausgehen, dass die Zinsen im kommenden Jahr wieder sinken werden. Wir rechnen 2024 auch mit fallenden Zinsen.“ Die Nachfrage nach Baufinanzierungen werde ebenfalls wieder anziehen, so Höllinger. Einige Käufer müssten aber ihre Ansprüche herunterfahren.
Die Preise sinken, das Interesse bleibt: Nach einem jahrelangen Boom französischer Rotweine sind die Preise gesunken. Was bestimmte Weine teuer macht und wann sich Investments lohnen.
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