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Donnerstag, 21.09.2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
nach der Zinserhöhung ist vor der Zinserhöhung – so hieß es die letzten neun Male, nachdem die Europäischen Zentralbank die Leitzinsen erhöht hatte. Diesmal, nach der zehnten Erhöhung in der vergangenen Woche, ist es anders.
Die Europäische Zentralbank hat die Leitzinsen erneut erhöht. (Foto: Imago / Westend61)
Die meisten Akteure an den Finanzmärkten rechnen jetzt erst einmal mit einer Zinspause. Beflügelt werden diese Annahmen durch schwächere Konjunkturdaten und leicht sinkende Inflationsdaten. Die hohe Inflation war Auslöser für die vielen Zinserhöhungen.
Was ist zu erwarten? Kommt es tatsächlich zu einer Zinspause, dann könnte es sich lohnen, auf Festgeld anstatt Tagesgeld zu setzen. Zumindest für diejenigen Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld nicht komplett den schwankungsvollen Aktienmärkten anvertrauen wollen.
Die Idee dahinter: Wer sein Geld fest anlegt, bekommt dafür einen festen Zinssatz über einen fest vereinbarten Zeitraum. Die Zinsen können also nicht steigen, aber auch nicht sinken, so wie beim flexibleren Tagesgeld. Dieses ist täglich verfügbar, was größeren finanziellen Spielraum verschafft, es ist dafür aber auch den Schwankungen am Zinsmarkt unterworfen.
Die Idee dahinter lautet: Die vielen bereits vollzogenen Zinserhöhungen gehen künftig immer stärker zu Lasten des Konsums und erhöhen so das Risiko für eine ausgedehntere Rezession. Dadurch könnten die Preise und Inflationsdaten nachhaltig sinken, was den Notenbanken den Spielraum gäbe, die Zinsen wieder zu senken. Geld würde daher wieder billiger, was üblicherweise die Kreditnachfrage steigert und so den Konsum und die Konjunktur antreibt.
Welche Risiken drohen? Für diese skeptische Annahme einer schwächeren Konjunktur spricht, dass diese erstens in China und Europa schwächelt und zweitens jetzt auch die USA nicht mehr ausnahmslos positiv beurteilt werden, was die bislang robuste Wirtschaftskraft angeht. Namhafte Ökonomen meldeten sich zu Wort,
die nun auch der größten Volkswirtschaft einen Abschwung prophezeien.
Kommt es dazu, dann wären alle drei Großregionen der Welt im Abschwung. Dies würde ganz sicher die Spekulationen in Richtung sinkende Zinsen weiter anheizen.
Darüber hinaus, das ist das nächste große Risiko für die Aktienmärkte, sollten sich Anlegerinnen und Anleger nicht zu sicher sein, dass die Zinswende nach oben bereits beendet ist. Die rasant steigenden Ölpreise, wie wir sie seit Wochen erleben, waren schon einmal der Ausgangspunkt für steigende Inflationsraten. Kommt es erneut zu dieser Kettenreaktion, dann droht nicht nur die erwartete Zinspause, sondern auch die anschließende Zinswende nach unten auszufallen. Für Verbraucher und Unternehmen würde sich frisches Geld weiter verteuern, was für die Börsen eine schlechte Nachricht wäre.
Doch so weit ist es noch lange nicht. Erst einmal stiegen die Aktienmärkte nach der jüngsten Entscheidung in Europa, die Zinsen zu erhöhen. Das mag auf den ersten Blick erstaunen. Schließlich belasten steigende Zinsen die Unternehmen, weil sich deren Finanzierungskosten infolge teurer werdender Kredite und Anleihen erhöhen, was zulasten künftiger Gewinne und Dividenden geht.
Doch die vielen Aktien-Optimisten verweisen auf eine andere Rechnung: Die steigenden Zinsen wirken sich bei den meisten Unternehmen noch gar nicht negativ aus, weil sich die Firmen in der langen Nullzinsphase ausreichend mit billigem Geld versorgt hatten. Noch ist die Zinswende bei vielen Unternehmen also gar nicht angekommen, weil sie kein frisches und damit teures Geld brauchen.
Was sollten Anleger tun? Für den Dax ergeben sich mit Blick auf das jetzt anstehende vierte Quartal und damit der statistisch gesehen besten Zeit in einem Börsenjahr diesmal aber starke Kursdämpfer, darunter die noch bevorstehenden negativen Auswirkungen der steigenden Zinsen.
Aber es gibt auch starke Kurstreiber, darunter die niedrige Bewertung des Dax. Sie spricht zumindest langfristig für steigende Kurse. Zugleich verleiht die niedrige Bewertung den Kursen einen Puffer, sollten die Konzerngewinne angesichts einer sich schlechter entwickelnden Weltkonjunktur doch noch sinken. Dadurch würde die Bewertung zwar steigen, weil sich weniger Gewinn auf jede einzelne Aktie verteilt – aber eben von einem sehr niedrigen Niveau aus.
Eine Auswertung von HQ Trust zeigt, in welchen Ländern die Börsenkurse besonders stark schwanken. Für Schwellenländer ist das Ergebnis überraschend.
Der türkische Aktienmarkt ist einer der volatilsten der Welt. (Foto: dpa)
Diversifikation ist für Anlegerinnen und Anleger eines der wichtigsten Themen: Sie sollten also sowohl auf unterschiedliche Anlageklassen setzen als auch dort ihre Investments breit streuen. Denn wer sein Geld über mehrere Währungsräume und Branchen verteilt, dessen Depot sollte im Wert weniger schwanken, weil sich die Bewegungen ausgleichen. Wer dagegen vor allem auf Aktien aus einem Land setzt, geht ein höheres Risiko ein.
Analyst Pascal Kielkopf vom Family-Office HQ Trust hat nun nachgerechnet, in welchen Ländern das Schwankungsrisiko (Volatilität) am größten und am kleinsten ist. Er hat dafür die durchschnittliche Volatilität von insgesamt 50 Aktienindizes über fünf Jahre berechnet: die des globalen Börsenbarometers MSCI ACWI sowie die Euro-Monatsrenditen 49 einzelner MSCI-Länderindizes. Diese bilden jeweils 85 Prozent der Marktkapitalisierung der lokalen Aktienmärkte ab.
Das Ergebnis: Die schwankungsstärksten Länderindizes stammen aus Schwellenländern. Der „sicherste“ Aktienmarkt überraschenderweise aber auch.
So sind 17 der 20 schwankungsstärksten Länderindizes Schwellenländern zuzuordnen. „Mit Volatilitäten von über 30 Prozent pro Jahr gehörten die Aktienmärkte der Türkei, Kolumbiens, Brasiliens und Pakistans in den vergangenen fünf Jahren zu den riskantesten der Welt“, sagt Kielkopf. Allerdings hat sich auch ein Industrieland unter die ersten fünf gemischt: Österreich. Es weist mit 29,6 Prozent die fünfthöchste Schwankungsbreite auf.
„Auch innerhalb der einzelnen Länderindizes lassen sich Diversifikationseffekte beobachten“, sagt Kielkpof. „So setzten sich die ‚riskanten‘ Länderindizes Kolumbiens, Pakistans und Österreichs jeweils aus weniger als fünf Titeln zusammen.“
Deutlich breiter aufgestellt sind dagegen die Länderindizes aus Malaysia, der Schweiz und Japan, die aus 30 bis 200 Titeln bestehen. Diese drei sind zusammen mit Portugal auch die einzigen Länder, deren Indizes eine geringere Volatilität als der MSCI ACWI ausweisen. Hier liegen die Werte bei 15 oder niedriger, beim MSCI ACWI sind es 15,6 Prozent. Der „sicherste“ Aktienmarkt ist demnach Malaysia.
Die Rendite reduziert Diversifikation übrigens nicht, wie Kielkopfs Auswertung zeigt. „Der breit diversifizierte ACWI-Investor hatte mit das geringste Risiko und konnte mit die beste Performance erzielen. Bei vergleichbar geringem Risiko ließen sich nur in der Schweiz noch höhere Gewinne erreichen.“
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Anbieter berichten über ein verlangsamtes Wachstum
Nachfrage nach Cloud-Diensten steigt langfristig rasant
Aktien sind hoch bewertet
Die Gesamtmenge der weltweit erstellten Daten steigt rasant: nach Prognosen das US-Marktforschungsunternehmens International Data Corporation auf 175 Zettabyte im Jahr 2025 – nach rund 15 Zettabyte im Jahr 2015.
Ein Zettabyte (ZB) entspricht einer Milliarde Terabyte. Das sind zwei Billionen Filme in Standardqualität mit einer Länge von jeweils 90 Minuten. Rechnerisch also rund 250 Filme für jeden Menschen auf der Erde.
Zwar speichern Nutzer nur etwa zwei Prozent der weltweit anfallenden Daten. Dennoch wachsen die Speicherkapazitäten ebenso rasant wie die anfallenden Daten. Hierbei zeichnet sich ein Trend ab: Anstelle dezentraler Speicher wie Festplatten werden die Daten außerhalb gespeichert – in den Clouds von Tech-Konzernen.
Die prognostizierte jährliche Wachstumsrate für Cloud-Lösungen beträgt 18 Prozent und gehört damit zu den wachstumsstärksten Märkten überhaupt. „Wir glauben daher, dass Cloud-Anbieter weiterhin für Anleger attraktiv sind“, sagt Luba Schönig, Mitbegründerin der Schweizer Finanzplattform Umushroom.
Daten werden zunehmend in den Clouds großer Tech-Konzerne gespeichert. (Foto: Getty Images)
Das starke Wachstum stellt die Cloud-Anbieter vor Herausforderungen: „Allen voran stellt sich die Frage nach einem bewussten Kostenmanagement“, so Schönig. Denn der vermehrte Einsatz der Cloud erhöht die Ausgaben für Cybersicherheit und Compliance – also für die Einhaltung regulatorischer Vorgaben.
In einer möglichen Rezession werden solche Infrastrukturausgaben womöglich reduziert. Im laufenden Jahr offenbaren sich Wachstumsschwächen. Zwar stiegen die Ausgaben von Unternehmen für Cloud-Infrastrukturdienste im zweiten Quartal auf rund 72 Milliarden US-Dollar, was einem Plus im Jahresvergleich von 16 Prozent entsprach. Im ersten Quartal hatte die Zuwachsrate allerdings noch 19 Prozent betragen. Der Markt sorgt sich laut Schönig offenbar um die globale Konjunkturentwicklung.
Diese Unsicherheit spiegelt sich in den jüngsten Geschäftszahlen von Oracle wider. Der Cloud-Umsatz des US-Softwarekonzerns wuchs im abgelaufenen Jahresviertel um 30 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar. Im Quartal davor hatte der Zuwachs noch mehr als 50 Prozent betragen. Anleger zeigten sich enttäuscht: Die Aktie fiel im Anschluss an die Quartalspräsentation um 13 Prozent.
Tatsächlich versucht Oracle gar nicht, in direkte Konkurrenz mit Big Tech zu treten. Das Unternehmen baut seine Kooperation mit Microsoft im Cloud-Geschäft aus: Oracles 430.000 Firmenkunden soll es bald möglich sein, ihre Datenbanken in Microsofts Cloud-Computing-Plattform Azure zu integrieren. Diese Multi-Cloud-Lösung soll Kunden die besten Funktionen beider Welten ermöglichen.
Die Aktie ist hoch bewertet und damit teuer: Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Oracle liegt bei 34,5, basierend auf den Gewinnen im Geschäftsjahr 2023.
Azure hat Microsoft, hinter Amazon, zum weltweit zweitgrößten Anbieter von Cloud-Diensten gemacht. Azure ist eine horizontale Plattform, die eine Vielzahl unterschiedlicher Lösungen integriert: von grundlegenden Cloud-Hosting-Diensten über maschinelles Lernen bis hin zu Künstlicher Intelligenz (KI). Microsoft investiert eine Milliarde US-Dollar jährlich in die Sicherheit seiner Kundendaten und bietet laut eigenen Angaben die umfangreichste Compliance-Abdeckung aller Anbieter.
Microsofts Umsatz im Bereich Intelligent Cloud, der neben Azure auch noch Produkte wie SQL und Windows Server umfasst, betrug im abgelaufenen Quartal 24 Milliarden US-Dollar. Das war ein Wachstum von 15 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Intelligent-Cloud-Geschäft ist damit Microsofts Umsatztreiber Nummer eins. In den drei Monaten davor hatte der Zuwachs 16 Prozent betragen.
Wie schon bei Oracle zeigten sich Anleger daraufhin enttäuscht. Sie hatten mit deutlich höheren Wachstumsraten gerechnet und straften Microsoft nach der Quartalspräsentation kurzzeitig ab.
Die Microsoft-Aktie ist ebenfalls hoch bewertet und kommt auf ein KGV von 35.
Amazon kann seine Anleger im Gegensatz zu Oracle und Microsoft bei Laune halten: Obwohl sich das Umsatzwachstum des Branchenprimus im Cloud-Geschäft verlangsamte, zeigten sich Analysten erfreut.
Der Umsatz der Cloud-Einheit AWS stieg im zweiten Quartal 2023 um zwölf Prozent auf mehr als 22 Milliarden US-Dollar und damit schneller als von Analysten prognostiziert. Im ersten Quartal war der Umsatz um fast 16 Prozent gestiegen. Obwohl das Betriebsergebnis von AWS im Jahresvergleich von 5,7 auf 5,4 Milliarden US-Dollar und damit in nun drei aufeinanderfolgenden Quartalen gesunken ist, lag es immer noch über dem Analysten-Konsens.
Die hohe Nachfrage hat ihren Preis: Amazon wird beim aktuellen Kurs mit einem sehr hohen KGV von 64 bewertet.
beträgt der Nettogewinn der nach Bilanzsumme zehn größten Banken in Europa im ersten Halbjahr 2023. Das sind 80 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Deutsche Bank gehört als einziges deutsches Institut zu den zehn größten europäischen Banken.
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