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Donnerstag, 07.09.2023
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Aktienmarkt schwächelt aktuell. Der deutsche Leitindex Dax ist am Mittwoch auf ein Monatstief gefallen, die Erholung Ende August hat sich damit als Strohfeuer entpuppt. Gut möglich, dass es noch weiter nach unten geht. Sorgen müssen sich Anlegerinnen und Anleger deshalb nicht zwingend machen.
Wo stehen wir? Aktuell sind es die schwachen Konjunkturdaten, die an der Börse auf die Stimmung drücken. Die am Mittwoch veröffentlichten Auftragseingänge der Industrie zeigen, dass die Aufträge zum Beginn der zweiten Jahreshälfte so stark gefallen sind, wie seit über drei Jahren nicht mehr. Das Neugeschäft schrumpfte im Juli um 11,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat. Einen kräftigeren Rückgang gab es zuletzt zu Beginn der Coronakrise im April 2020.
Was ist zu erwarten? Beim Dax dürfte nun der Test der Unterstützungsmarke von 15.450 anstehen, bei der seit Anfang April alle Rücksetzer endeten. Finden sich hier nicht genügend Käuferinnen und Käufer, um die Kurse zu stabilisieren, wäre ein deutlicherer Kursrutsch wahrscheinlich.
Denn in diesem Bereich liegt mittlerweile auch die 200-Tage-Linie, die den gleitenden Durchschnittskurs in diesem Zeitraum anzeigt, und die den langfristigen Trend abbildet. Fällt der Dax unter diese Marke, wäre das ein Warnsignal.
Dass sich ein Blick auf die 200-Tage-Linie lohnt, zeigt in einem umgekehrten Beispiel der Oktober des vergangenen Jahres. Damals stieg der Dax bei einer extrem pessimistischen Marktstimmung über diese Marke. Wer das damals als Kaufsignal interpretierte, hätte den perfekten Einstiegszeitpunkt der folgenden Rally erwischt, die bis heute andauert.
Ungewöhnlich wäre ein Kursrutsch aktuell nicht, sondern geradezu typisch, wie ein Blick in die Dax-Historie seit 1988 zeigt. Denn im Schnitt fiel der Index bis zu seinem Monatstief um mehr als fünf Prozent.
Angewendet auf dieses Jahr würde das Kurse von rund 15.100 Punkten bedeuten. Der prominente Fondsmanager Klaus Kaldemorgen von der DWS erklärte im Handelsblatt-Interview, dass er sogar einen Kursrutsch von bis zu zehn Prozent für möglich hält.
Welche Risiken drohen? Ein Problem ist die hartnäckige Inflation. Der Chart der Teuerungsrate in Deutschland veranschaulicht das.
Zunächst ging die Inflation schnell zurück, was mit einer Rally an den Börsen einherging. Nun verharrt sie aber auf einem hohen Niveau. Parallel dazu schwächte sich auch der Aufwärtstrend am Aktienmarkt ab.
Die Sorge ist, dass das zu hohe Inflationsniveau weitere Zinserhöhungen der Notenbanken nötig macht. Diese wiederum belasten Investitionen und Konsum, wodurch die Unternehmensgewinne unter Druck geraten können. Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich, dass die aktuelle Unsicherheit an der Börse mindestens bis zu den nächsten Sitzungen der Europäischen Notenbank (14. September) und der US-Notenbank Fed (20. September) anhalten.
Was sollten Anleger tun? Grund zur Sorge besteht für Anlegerinnen und Anleger aber nicht unbedingt. Denn aus historischer Perspektive waren Kursverluste am breiten Markt im September eine gute Kaufgelegenheit. Denn vom Septembertief bis zum Jahresende ging es im Schnitt um zehn Prozent aufwärts.
Auch Kaldemorgen nennt Kursrücksetzer aktuell Einstiegsmöglichkeiten, auch wenn seine Prognose etwas vorsichtiger ausfällt als das Ergebnis der Dax-Historie: „Auf Sicht von zwölf Monaten halte ich bis zu zehn Prozent Kursgewinne für möglich. Am Jahresende sollten die Aktienkurse höher als jetzt stehen.“
Denn wie Markus Reinwand, Analyst bei der Helaba, feststellt, ist eine Konjunkturschwäche bereits weitestgehend eingepreist. Ein nachhaltiger Kurseinbruch wäre demnach nicht zu erwarten. Denn es sind Überraschungen, die an der Börse für Neubewertungen führen.
Wem derlei Überlegungen zu riskant erscheinen, der hat durch die steigenden Zinsen eine Alternative: Tages- und Festgeld. Zwar liegen die Zinsen hier aktuell unter dem Inflationsniveau, Anleger verlieren also real Geld, bei einem weiteren Rückgang der Inflation kann sich das aber ändern.
Mein Kollege Markus Hinterberger hat recherchiert, dass gerade Festgeld für Anleger jetzt attraktiver wird. Da ein Ende der Zinserhöhungen näher rückt, kann es sinnvoll sein, sich die höheren Zinsen für einen längeren Zeitraum zu sichern.
Ein Beispiel, das zeigt, wo Anleger lieber vorsichtig sein sollten, hat dagegen mein Kollege Ingo Narat gefunden: Themenfonds. Die werden sowohl bei Anlegern als auch Anbietern immer beliebter. Ihre Performance lässt aber zu wünschen übrig.
Ein Grund: Diese Produkte werden aufgelegt, wenn Themen im Trend liegen. Bis die Angebote auf dem Markt sind, steuert der Trend bereits seinem Peak entgegen. Verfliegt die Euphorie, geraten die Fonds unter Druck, weil sie auf ein Thema beschränkt und damit nicht diversifiziert sind.
Hier gilt es also aufzupassen, keinem Modethema aufzusitzen, sondern in langfristige, strukturelle Trends zu investieren.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine angenehme Lektüre und ein erfolgreiches Händchen bei der Geldanlage.
Andreas Neuhaus Handelsblatt-Redakteur
P.S.: Was bedeutet die neue geopolitische Weltordnung für Anleger? Darüber diskutieren am Dienstag, 12. September, bei der Veranstaltung Investment Live Ulrich Stephan von der Deutschen Bank, Katrin Kamin vom Institut für Weltwirtschaft Kiel und Kevin Knitterscheidt vom Handelsblatt. Unsere Korrespondentinnen und Korrespondenten geben zudem live Einblicke aus den USA, Indien und dem Baltikum. Gewinnen Sie eine von 50 kostenlosen Gastkarten! Schreiben Sie uns dazu eine Mail an
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Nachrichten von schweren Unwettern bereiten vielen Hausbesitzern Sorgen. Wie Sie sich mit einer Wohngebäudeversicherung gegen extreme Wetterlagen schützen – und dabei sparen können.
Flutschaden (Foto: dpa)
Schwere Unwetter wie zuletzt in Oberbayern beunruhigen bundesweit Immobilienbesitzer. Von vielen Seiten kämen inzwischen Anfragen nach der richtigen Absicherung, berichten Versicherer. Der Grund ist eindeutig: Zwar handelt es sich oftmals um starke regionale Unwetter mit hohem Schadenpotenzial. Aber auch Hausbesitzern, die diesmal nicht betroffen waren, ist klar, dass das beim nächsten Unwetter anders sein kann.
Für Immobilieneigentümer gibt es dafür die Wohngebäudeversicherung. Sie ist eine sogenannte verbundene Versicherung, die in der Regel eine Feuer-, eine Sturm- und Hagel- sowie eine Leitungswasserversicherung umfasst. Verbraucherschützer wie der Bund der Versicherten (BdV) raten, alle drei Bausteine abzuschließen. Hauseigentümer sind mit dieser Versicherung finanziell abgesichert, wenn die Immobilie durch diese Gefahren beschädigt oder sogar zerstört wird.
Ein Zusatzbaustein zur Wohngebäudeversicherung ist die Elementarschadenversicherung. Sie sichert Hauseigentümer gegen erweiterte Naturgefahren wie Schneedruck, Überschwemmung und Erdbeben ab. Dass Verbraucher darauf nicht verzichten sollten, hat die Flut im Ahrtal 2021 deutlich gemacht.
Die Elementarschadenversicherung kann nicht separat abgeschlossen werden, sondern nur in Kombination mit einer Wohngebäudeversicherung. Allerdings haben noch immer nur etwas mehr als die Hälfte aller deutschen Hausbesitzer den Zusatzschutz.
Der BdV beziffert die Prämie je nach Tarifzone bei einem Einfamilienhaus mit 150 Quadratmeter Wohnfläche und 400.000 Euro Neuwert auf 280 bis 600 Euro. Für den Elementarschutz kommt in der Regel eine niedrige dreistellige Summe hinzu. Die Preise hängen von der Lage der Immobilie ab und können stark variieren. Durch das Zonierungssystem Zürs Geo können Versicherer erkennen, wo im Land Immobilien besonders stark durch Überschwemmungen und Starkregen gefährdet sind.
Von den rund 22 Millionen Adressen im Land befinden sich 0,4 Prozent in der höchsten Gefahrenzone vier. Ihnen droht mindestens einmal in zehn Jahren Hochwasser. Entsprechend teuer sind die Versicherungsprämien. Sie können im vierstelligen Euro-Bereich pro Jahr liegen. Die allermeisten Häuser befinden sich jedoch in der niedrigen Gefahrenstufe eins.
In Zukunft müssen jedoch alle Hausbesitzer mit deutlich steigenden Beiträgen rechnen. „Wir haben berechnet, dass die Prämien in der Gebäudeversicherung im Zusammenhang mit der Klimaveränderung und der Inflation ab sofort jährlich um mindestens vier Prozent steigen müssen“, sagt Jan-Oliver Thofern, Vorsitzender der Geschäftsführung beim Versicherungsmakler Aon Deutschland.
Lesen Sie hier, wie Sie die Beiträge reduzieren und bei Ihrem Versicherer einen Rabatt aushandeln können.
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Die Produzenten profitieren von steigenden Preisen.
Bis zu diesem Samstag findet in London das Weltnuklearsymposium statt. Das wichtigste Branchentreffen der Nuklearindustrie diskutiert über die Zukunft der Kernenergie. Sie freut sich über ein wachsendes Interesse. Während Deutschland den Ausstieg aus der Kernenergie vollzogen hat, gilt sie in anderen Ländern als wichtige Quelle für emissionsfrei erzeugten Strom.
Nach dem Supergau von Fukushima 2011 verlor die Atomenergie an Attraktivität. Die Preise für Uran, dem Brennstoff für Kernenergie, brachen ein. Doch mit den Klimaschutzzielen, die sich viele Länder gesetzt haben, ist Kernenergie wieder gefragt.
Atomkraftwerk in China (Foto: Imago Images / Danita Delimont)
Analyst Richard Hatch von Berenberg schreibt in seiner aktuellen Studie zu Uran-Aktien: „Die Uranpreise steigen weiter und befinden sich nun auf einem Niveau, das seit 2011 nicht mehr erreicht wurde. Das Angebot ist knappund die Nachfrage steigt weiter.“
Das zeigt sich auch an den Uranpreisen, die nach Fukushima auf 18 US-Dollar pro Lb fielen. Lb ist ein britisches Pfund und entspricht 453 Gramm. Bei einem aktuellen Preis von 58 US-Dollar pro Pfund auf dem Spotmarkt hält Berenberg einen Anstieg auf 65 US-Dollar pro Lb für denkbar.
Ein Grund ist das knappe Angebot. Viele Betreiber hatten in den vergangenen Jahren keinen Anreiz, den Abbau von Uran zu intensivieren. Hinzukommt eine starke Nachfrage von US-amerikanischen Kernkraftwerksbetreibern, die ihren Bedarf an Uran in den kommenden Jahren nicht mit Verträgen gedeckt haben. So sinkt der Anteil des durch Verträge zugesicherten Uranbedarfs von 90 Prozent im Jahr 2024 bis 2028 auf 45 Prozent.
William Dalby, der ebenfalls bei Berenberg als Analyst für Uran-Aktien arbeitet, sagt: „Wir denken, dass Versorgungsunternehmen eher früher als später Verträge abschließen werden, um nicht in eine Phase der Preisspekulation zu geraten.“
Vor allem China treibt die Nachfrage nach Uran voran. Aktuell plant das Land der Mitte 45 Atomreaktoren, die innerhalb der nächsten 15 Jahre ans Netz gehen sollen. China baut damit die meisten Atomreaktoren, gefolgt von Russland mit 25 und Indien mit zwölf.
Nach Angaben der Weltenergiebehörde gibt es derzeit 437 betriebsbereite Reaktoren. 57 sind im Bau, über 100 Reaktoren bereits in Auftrag gegeben. Weitere 300 befinden sich nach Angaben der World Nuclear Association in Planung.
Zudem wollen die USA die Abhängigkeit von russischem Uran verringern: Laut „Prohibiting Russian Uranium Imports Act“ wollen die USA Uraneinfuhren aus Russland reduzieren. Diese Entwicklung könnte zu einer Verknappung des Angebots führen.
Anleger können vom Boom profitieren, indem sie in die Produzenten von Uran investieren. Der wichtigste westliche Uranproduzent ist Cameco. Das Unternehmen gab am 2. August seine Ergebnisse für das zweite Quartal bekannt. In diesem Zeitraum produzierte Cameco 4,4 Millionen Pfund Uran und verkaufte 5,5 Millionen Pfund Uran zu einem Durchschnittspreis von 49,41 Dollar je Pfund.
Allerdings musste das kanadische Unternehmen die Prognose für das laufende Jahr reduzieren. Die geförderte Menge Uran in einer wichtigen Mine soll zehn Prozent niedriger ausfallen, als Anfang des Jahres prognostiziert.
Ein weiteres Problem ist, dass eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften für die Arbeiter in der McArthur River Mine im Dezember 2022 ausgelaufen ist. Das Unternehmen sieht ein gewisses Risiko für die Produktion, sollte es sich nicht mit den Gewerkschaften einigen können.
Für Analysten bleibt die Aktie ein Kauf. Von zehn Analysten, die sich mit der Aktie beschäftigen, empfehlen neun das Papier zum Kauf. Ein Analyst ist neutral gestimmt. Allerdings notiert die Aktie nur knapp unter dem Kursziel von 51,40 kanadischen Dollar.
Eine weitere Möglichkeit für ein Investment bietet Yellow Cake mit Sitz auf der Kanalinsel Jersey. Das Unternehmen bietet ein direktes Engagement in den Uran-Spotpreis ohne Risiko der Erschließung, des Abbaus oder der Verarbeitung von Uran. Analyst Hatch von Berenberg sagt: „Für uns bleibt Yellow Cake der bevorzugte Player.“
Yellow Cake habe seit seinem Börsengang 2018 eine Erfolgsgeschichte geschrieben und einen physischen Bestand von 18,8 Millionen Pfund zu einem Durchschnittspreis von 31,11 US-Dollar oder 585 Millionen Dollar US-Dollar aufgebaut. „Das entspricht einen Marktwert von 1,1 Milliarden Dollar und einer Rendite von 88 Prozent“, sagt Hatch, der darauf hinweist, dass Yellow Cake an den Börsen mit einem Abschlag zum Nettoinventarwert gehandelt wird.
Fünf Analysten beobachten die Aktie und empfehlen sie zum Kauf. Bei einem Kursziel von 566,7 britischen Pence bleibt ein Potenzial von rund 20 Prozent.
Ein weiteres Unternehmen ist NexGen Energy: Das in Kanada ansässiges Unternehmen konzentriert sich auf saubere Energie als Brennstoff für die Zukunft.
Das Unternehmen beschäftigt sich mit dem Erwerb, der Exploration sowie der Erschließung von Urangrundstücken in Kanada. Aktuell treibt NexGen Energy sein Vorzeigeprojekt Rook I voran, Kanadas größtes Minenprojekt für den Uranabbau.
Weil das Unternehmen noch in der Entwicklungsphase ist, kommt ein Investment nur für äußerst risikobereite Anleger infrage. Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung für Rook I.
Geht es nach den Analysten, sind die Aussichten positiv: Alle zwölf Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf. Bei einem Kursziel von zehn kanadischen Dollar bleibt ein Kurspotenzial von rund 30 Prozent.
Prozent der Deutschen ignorieren bei der Geldanlage die Inflation. Eine Umfrage der Openbank zeigt, dass sie ihr Geld komplett auf dem Girokonto liegen lassen, weil sie flexibel bleiben wollen. Damit verlieren sie Geld.
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