Was bei Nvidia die Chip-Produktion aufhält | Wie die Forschungsministerin die KI-Szene enttäuscht | Was der Merantix-Chef plant
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Freitag, 22.09.2023
Larissa Holzki
Lesezeit: 7 Minuten
Guten Tag liebe Leserinnen und Leser,
nächste Woche Dienstag, am 26. September, spielt Microsoft seinen KI-Assistenten Copilot auf jedes Windows-11-System auf. Das kann man sich so vorstellen, als würde ChatGPT direkt in die Rechner integriert werden.
Microsoft-Chef Satya Nadella hat den Copiloten und den Ausspielplan am Donnerstag in New York vorgestellt. Mein Kollege Felix Holtermann war als einer von nur zwei deutschen Journalisten vor Ort.
Warum das wichtig ist: „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, Menschen produktiver und kreativer zu machen“, sagte Nadella. Die Zukunft sei „magisch“.
Felix Holtermann (Foto: privat)
Was das konkret heißt, konnte Felix Holtermann schon testen. Der Copilot wird zum Beispiel per Rechtsklick oder Spracheingabe aktiviert, berichtet er. Nutzer können sich von der KI dann etwa E-Mails formulieren oder Dokumente zusammenfassen lassen.
Später im Jahr kommt dann die Integration in Office-Programme wie Word, Excel und das Chatprogramm Teams. Das kostet aber extra – und zwar 30 Dollar im Monat. Starttermin für Unternehmenskunden ist der 1. November.
Noch ein Servicetipp: Wenn Sie den Copiloten nutzen wollen, dann checken Sie mal, ob Sie wirklich schon Windows 11 nutzen. 80 Prozent der Windows-Nutzer in Deutschland haben nämlich noch Windows 10 installiert. Der Wechsel ist kostenlos.
Satya Nadella (Foto: Mona Eing & Michael Meissner)
Bei Google kann man übrigens schon sehen, wie die Integration von KI das Nutzerverhalten verändert. Das Unternehmen hat bereits im August seinen Assistenten „Duet AI“ für seine Büroprogramme gestartet.
Cloud-Chef Thomas Kurian spricht von einer gestiegenen Produktivität und sagt, Nutzer schrieben jetzt 30 bis 40 Prozent mehr E-Mails.
Als ich das gelesen habe, wurde mir mit Blick auf den kommenden Dienstag allerdings ein bisschen schwummerig. Was das mit der Produktivität auf der Empfängerseite macht, hat nämlich noch keiner gesagt...
Den aus meiner Sicht wichtigsten KI-Text der Woche lesen Sie hier.
Vor vier Wochen habe ich Ihnen an dieser Stelle vom KI-Aktionsplan der Bundesforschungsministerin berichtet. 1,6 Milliarden Euro stünden für Investitionen in KI bereit, hatte Bettina Stark-Watzinger angekündigt. Die KI-Szene reagierte aber verhalten, weil unklar blieb, wie die FDP-Politikerin das Geld einsetzen will.
Eine unveröffentlichte Liste aus dem Forschungsministerium bringt nun Klarheit – und noch mehr Ernüchterung. Sie ist Teil einer Antwort auf eine schriftliche Anfrage des CDU-Politikers Thomas Jarzombek und liegt uns vor.
Die kleinteilige Aufstellung mit 24 Haushaltsposten zeigt:
Ein Großteil der Gelder fließt in bereits gestartete Vorhaben oder ist sogar schon ausgegeben worden.
Bei einigen Projekten ist nicht einmal klar, was oder wie viel sie mit KI zu tun haben.
Konkret sind zum Beispiel Investitionen in die nationale Dateninfrastruktur veranschlagt – 57,5 Millionen Euro für dieses Jahr, 81 Millionen für 2024. Das Projekt läuft bereits seit vier Jahren und soll dafür sorgen, dass Wissenschaftler einfacher auf Forschungsdaten zugreifen können. KI war bisher aber kein Schwerpunkt.
Ähnlich unklar ist, warum Gelder zur Erforschung des Universums und Mittel für Umwelttechnologien und Geoforschung auf der Liste stehen.
Weltraumforschung mit KI (Foto: Michel Becker/Midjourney)
Unterm Strich stehen nur 352 Millionen Euro für „neue Bewilligungen“ zur Verfügung – und das verteilt auf die kommenden fünf Jahre. Dazu zählen 131 Millionen Euro für „KI-Fachkräfte und KI-Kompetenzen“. Stark-Watzinger hatte beispielsweise 150 neue KI-Professuren geschaffen.
Oppositionspolitiker Jarzombek nannte den KI-Aktionsplan jetzt eine „Mogelpackung“. Von einem neuen Fokus oder einer großen Investitionsoffensive könne bei Betrachtung der Zahlen keine Rede sein.
Wenn Sie meine Meinung hören wollen: Ich kann ihm nur zustimmen. Konkrete Angaben zu den einzelnen Posten will das Ministerium dann in den „nächsten Wochen“ veröffentlichen.
Nvidia kann nicht so viele Grafikkarten liefern, wie bestellt werden. (Foto: Imago Zoonar)
Diese Technologie ist der Knackpunkt bei der KI-Chipproduktion: Nvidias Grafikprozessoren sind unverzichtbar für viele neue KI-Produkte. Der US-Konzern kommt aber nicht mit der Fertigung hinterher. Das liegt an der kaum beachteten „Advanced Packaging“-Technologie. Mein Kollege Joachim Hofer hat sie diese Woche in einem vielbeachteten Text für uns erklärt. Ich verspreche: Mit diesem Wissen können Sie beim nächsten Kantinengespräch über die KI-Entwicklung auf jeden Fall glänzen.
Der KI-Spezialist Databricks hat seine Bewertung auf 43 Milliarden Dollar gesteigert: Auf der Plattform der Firma können Unternehmen ihre Daten verwalten und analysieren, wie sich ihre Prozesse optimieren lassen. Unternehmen wie Uber und H&M nutzen das, ein enger Partner von Databricks ist SAP. Das US-Unternehmen, das auch mehrere Standorte in Deutschland hat, gilt spätestens jetzt als Kandidat für einen Börsengang.
Bernard Mensah (r.) mit Michael Maisch (Foto: Handelsblatt)
Höhere Zinsen bremsen laut Bernard Mensah den KI-Boom: Der Leiter des internationalen Geschäfts bei der Bank of America hat den Hype um KI auf den Kapitalmärkten beim Handelsblatt-Bankengipfel auf die längere Nullzinsphase zurückgeführt, die hinter uns liegt. Dadurch habe es in mehreren Bereichen – auch bei der KI – Überinvestitionen gegeben. Im Gespräch mit unserem Finanzressortleiter Michael Maisch verglich er die Situation sogar mit dem Dotcom-Boom. Der endete bekanntlich als Blase, die Anfang der 2000er Jahre platzte. Dieses Mal wird es
nach Mensahs Einschätzung glimpflicher ausgehen.
So macht Cliff Weitzman aus seiner Leseschwäche ein Geschäft: Neulich habe ich Ihnen schon empfohlen, die Vorlese-App Speechify auszuprobieren. Jetzt hat mein Kollege Felix Holtermann die Firma einem Start-up-Check unterzogen und berichtet, was den Gründer auf die Idee gebracht hat. Falls Sie das Tool noch nicht kennen: Sie können sich damit Texte in rasanter Geschwindigkeit vorlesen lassen.
Mathe mit dem Roboter? Bei diesem Tafelbild – besser nicht. (Foto: Michel Becker/Midjourney)
So verändert KI das Lehren und Lernen: Informatik-Professorin Katharina Zweig will im Wintersemester mit ihren Studierenden alle KI-Systeme testen, die im Studium helfen können. „Wenn wir nicht wissen, was diese KI-Systeme funktionieren, können wir auch die Ausbildung nicht anpassen”, sagt sie in einer neuen Folge von Handelsblatt Disrupt mit unserem Chefredakteur Sebastian Matthes.
Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat getestet, wie sich die Nutzung von KI auf 18 typische Aufgaben ihrer Berater auswirkt. Das Ergebnis aus einer Studie mit der Harvard Business School spricht eindeutig für die Nutzung von KI und wurde diese Woche häufig in den sozialen Medien geteilt.
Was die meisten dazu nicht gelesen oder geteilt haben: Die Ideen der Berater, die KI eingesetzt haben, wurden zwar im Schnitt als qualitativ hochwertiger bewertet. Sie waren aber auch alle ziemlich einheitlich.
Wenn Sie originell sein wollen, denken Sie also ab und zu lieber selbst nochmal nach. Ob Sie das von Ihrem Berater erwarten, müssen Sie selbst entscheiden.
ChatGPT kann jetzt auch Bilder generieren. Allerdings lässt OpenAI bisher nur ein paar Tester die Integration seines Bildgenerators DALL-E ausprobieren. (New York Times)
Google vermischt Fakes mit Fakten: Unter den Top-Suchergebnissen für „tank man“ ist ein Selfie des Unbekannten aufgetaucht, der sich 1989 während des Massakers am Tian’anmen-Platz Panzern entgegengestellt hat. (404 Media)
Microsofts KI-Forscher haben versehentlich Passwörter und interne Teams-Nachrichten veröffentlicht. Wiz, ein Start-up für Cloud-Sicherheit, hat die Daten auf der Entwicklerplattform Github entdeckt. (WIZ)
Es gibt gute Jobs für KI im Newsroom – und schlechte. Ina Fried hat sich angeschaut, wie Medienhäuser KI einsetzen. Ich sehe die Sache ähnlich wie sie. (Axios)
KI-Modelle großer Tech-Konzerne haben Hurrikan Lee genau vorausgesagt. Jetzt wollen auch Wetterbehörden in Amerika und Europa stärker damit arbeiten. (The Washington Post)
(Foto: Screenshot)
Handelsblatt KI-Community: Sie wollen mit uns zum KI-Profi werden oder sich mit anderen Unternehmen über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz austauschen? Dann kommen Sie doch zu unseren Veranstaltungen. Ganz besonders freuen wir uns schon auf den KI-Summit am 21. und 22. November in München.
Und wie jede Woche kommen jetzt noch meine Tipps zu Menschen, KI-Tools und Events, die Sie kennen sollten.
Rasmus Rothe (Foto: Jan Schoelzel)
Wer ist Rasmus Rothe? Der Technologiechef und Mitgründer von Merantix, das in Berlin KI-Unternehmen aufbaut und finanziert.
Wo kommt er her? Als Doktorand der ETH Zürich hat der Computerwissenschaftler das Entwickler-Event „HackZurich“ mitgestartet. Zudem hat er den AI Campus in Berlin mitaufgebaut und ist Mitgründer und Vorstand des KI-Bundesverbands.
Was hat er vor? Beim Weltwirtschaftsforum in Davos 2024 will Rothe mit Partnern ein „AI House“ öffnen. Er lädt Wissenschaftler, Regierungsvertreter, Unternehmer und andere Stakeholder ein, über den verantwortungsvollen Umgang mit KI zu diskutieren. Das Handelsblatt ist als Medienpartner dabei!
Sie trauen Chatbots nicht, weil sie immer wieder Unsinn reden? Dann fragen Sie mal Googles Chatbot Bard, ob er sich seiner Sache wirklich sicher ist.
Für alle, die den Chatbot auf Englisch nutzen, hat Google jetzt eine Art Faktencheck eingeführt. Nutzt man diese Funktion, googelt Bard selbst nochmal, ob alles stimmt, was er gerade gesagt hat.
Passagen, bei denen sich Bard sehr sicher ist, werden danach grün eingefärbt und mit einem Link hinterlegt. Wenn Bard auch widersprüchliche Quellen gefunden hat, ist die Markierung orange.
Zum Ausprobieren gehen Sie einfach auf bard.google.com, geben eine Frage auf Englisch ein und klicken dann unter der Antwort auf das bunte „G“.
Achtung: Es empfiehlt sich, die Links hinter den grünen Texten selbst nochmal zu checken. In meinen Tests hat Bard doch das eine oder andere „missverstanden“.
Bits & Pretzels
24. bis 26. September 2023
International Congress Center Messe München | Am Messesee 6 | 81829 München Startup Events GmbH
Genau genommen ist ein Treffen sogar noch diese Woche möglich – nämlich am Sonntag auf der Münchener Gründermesse Bits & Pretzels. Dort moderiere ich ein ganz bestimmt spannendes Panel mit Unternehmen, die KI entwickeln und anwenden.
Ich freue mich, wenn Sie vorbeikommen!
(Foto: Screenshot)
KI-Hinweis: Um die heutigen KI-Bilder zu generieren, hat unser Art Director Michel Becker beim Bildgenerator Midjourney die folgenden Angaben eingegeben:
Bild 1, KI-Forschung: „mehrschichtige holographische Darstellung des Universums, die sich ständig bewegt und morphiert. Sterne funkeln, Galaxien drehen sich, und Schwarze Löcher ziehen Materie an. Daneben zeigt ein weiteres Hologramm den Querschnitt der Erde, mit den verschiedenen geologischen Schichten, die in lebhaften Farben pulsieren. Auf einer benachbarten Fläche ist eine lebhafte Simulation des Erdsystems zu sehen: Wolken ziehen vorbei, Ozeanströmungen wirbeln, und Wälder breiten sich aus oder schrumpfen basierend auf Klimamodellen. Die KI verarbeitet Daten aus Teleskopen, Satelliten, Seismographen und anderen Instrumenten und füttert sie in die holographischen Modelle. --aspect 7:4“
Bild 2, Bildungs-Start-ups: „friendly robot teaches girls in mathematic at school in front of a board in style of scott adams“
Wie die Zeichnungen des Comic-Künstlers sieht unser Bild allerdings nicht aus. Und wie viele Gelenke ein Arm üblicherweise hat, hat die KI offenbar auch noch nicht raus ;-)
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