Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) beriet mit rund einem Dutzend Spitzen der deutschen Wirtschaft über die Zukunft des Standorts Deutschland. (Foto: dpa)
blicken Sie eigentlich noch durch bei den ganzen Gipfeln? Am Montag der Wohnungsbaugipfel, heute der Chemiegipfel. Und das sind nur die offiziellen Termine zwischen Wirtschaft und Bundesregierung.
So tagte Mitte des Monats eine vertrauliche Runde im Kanzleramt. Regierungschef Olaf Scholz (SPD) beriet mit rund einem Dutzend Spitzen der deutschen Wirtschaft über die Zukunft des Standorts Deutschland. Mit am Tisch saßen etwa der Gründer von United Internet, Ralph Dommermuth, und ein Vertreter der Fiege-Familie, die zu den größten Logistikern des Landes gehört. Teilnehmer aus der Wirtschaft berichten, es habe richtig geknallt zwischen Regierungs- und Unternehmensspitzen. Regierungskreise bestreiten dies. Das Gespräch sei freundlich und zugewandt verlaufen.
Das ist derzeit ein typisches Muster, wenn Kanzler und Unternehmensvertreter aufeinandertreffen. Politik und Firmenlenker reden zwar viel miteinander, aber sie verstehen einander offenbar immer weniger:
Die Unternehmensführer finden, die Regierung unterschätze die Krise. Die Regierung findet, die Wirtschaft rede den Standort schlecht.
Die Manager mahnen, die Politik tue nicht genug gegen die Wachstumsschwäche. Die Politik glaubt, die Wirtschaft wolle vor allem Subventionen abgreifen.
Die Wirtschaft fordert Reformen für mehr Wettbewerbsfähigkeit. Die Ampel fürchtet, die Wirtschaft instrumentalisiere die Krise, um sozialen Kahlschlag durchzusetzen.
Ich persönlich habe viel Sympathie für Unternehmen, die Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit in erster Linie als ihre eigene Aufgabe begreifen. Daher konnte ich an dieser Stelle in den vergangenen Monaten nicht allzu viel Nettes schreiben über die deutsche Autoindustrie.
Doch jetzt gibt es Erfreuliches zu berichten. „Wir haben vom Kraftfahrt-Bundesamt die Zulassung, in Deutschland automatisiertes Fahren der Stufe 3 anzubieten“, sagt Nicolai Martin, BMW-Bereichsleiter für automatisiertes Fahren, dem Handelsblatt.
Das System wird noch in diesem Jahr in der Siebener-Reihe eingeführt.
Damit wäre BMW nach Mercedes-Benz der zweite deutsche Hersteller, der von den Behörden die Erlaubnis erhält, das Auto zeitweise komplett per Computer steuern zu dürfen. „Der Kunde kann Hände und Aufmerksamkeit wegnehmen und darf Videos schauen oder E-Mails beantworten“, erklärt Martin.
BMW und Mercedes gehen damit weiter als Tesla. Dort muss der Fahrer stets die Straße im Blick behalten und eingreifen können. Damit bleibt Tesla beim autonomen Fahren auf der zweiten von fünf Stufen, wie unsere Grafik zeigt.
Die Einschränkung bei BMW und Mercedes: Die neue Funktion ist zunächst nur bis Tempo 60 als Staupilot auf der Autobahn bei guter Witterung zugelassen. Mercedes will jedoch die Geschwindigkeit bis Ende 2024 auf zumindest 90 Kilometer pro Stunde erhöhen und langfristig auf 130. BMW strebt Ähnliches an.
Und was zählt schon Geschwindigkeit, wenn man unterwegs endlich einmal in Ruhe Marcel Prousts „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ lesen kann? Oder vielleicht doch lieber alle Bud-Spencer-Filme anschaut? Fahrzeit wird zu Freizeit. Wenn es BMW und Mercedes gelingt, diesen Innovationsvorsprung beim autonomen Fahren zu halten, hätte die deutsche Autobranche zumindest in einem Bereich jene technologische Faszination zurückerobert, die sie seit dem Anbruch des Elektrozeitalters zu verlieren droht.Jetzt Artikel lesen...
Bequeme Wunschvorstellung: die Solartankstelle auf dem eigenen Grundstück (Foto: dpa)
Und wo lädt man das hoffentlich bald autonom fahrende Elektroauto? Am bequemsten an der Solartankstelle auf dem eigenen Grundstück. Und wenn die noch der Staat bezahlt – umso besser. Das dachten sich offenbar auch 23.000 Antragsteller, die gestern einen Run auf ein neues Förderprogramm für das Laden von Elektroautos mit Solarstrom auslösten. Bereits am ersten Tag habe es Zusagen mit einem Volumen von knapp 200 Millionen Euro gegeben, teilte das Verkehrsministerium mit.
Damit wäre ein großer Teil des Fördervolumens von 300 Millionen Euro in diesem und 200 Millionen Euro im kommenden Jahr bereits am Starttag vergeben. Mit bis zu 10.200 Euro gefördert werden Kauf und Installation einer Ladestation für Elektroautos in Kombination mit einer Photovoltaikanlage und einem Solarstromspeicher. Die Höchst-Fördersumme bekommt allerdings nur, wer den Akku seines Fahrzeugs auch zum Entladen freigibt. Der kann so als Teil einer Energiereserve dienen, aus der bei Bedarf Strom zurück ins Netz fließt.
Target muss weitere Filialen schließen. (Foto: AP)
Der US-Einzelhändler Target schließt wegen steigender Kriminalität neun Filialen. Grund für den Schritt seien zunehmende Diebstähle, die die Sicherheit der Mitarbeiter und Kunden bedrohten, teilte Target gestern mit. Betroffen sind Filialen in New York, Seattle, San Francisco, Oakland und Portland. Diebstähle und Überfälle sind für den US-Einzelhandel zu einem immer drängenderen Problem geworden.Jetzt Artikel lesen...
Merck früher und heute: Das Unternehmen blickt auf eine jahrhundertelange Firmengeschichte zurück. (Foto: Handelsblatt)
Ein hohes Alter macht im besten Fall weise. Aber womöglich auch träge? Eine Analyse der internationalen Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer sieht einen Zusammenhang zwischen der vergleichsweise schwachen Börsenperformance europäischer Konzerne und ihrem Gründungsjahr.
Nach der Auswertung sind die 40 US-Konzerne mit der höchsten Börsenkapitalisierung im Durchschnitt 70 Jahre alt.
Die jeweils 40 teuersten Unternehmen in Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Österreich und Deutschland kommen im Schnitt auf 136 Jahre.
Die 40 wertvollsten deutschen Konzerne sind mit durchschnittlich 146 Jahren dabei besonders alt.
Freshfields-Kapitalmarktpartner Christoph L. Gleske sagt:
Etablierten Unternehmen fällt es teilweise schwer, revolutionär neue Innovationen genauso schwungvoll anzutreiben wie jungen Firmen.
An ihrem Alter können weder Menschen noch Konzerne etwas ändern. Die eigentlich spannende Frage lautet also: Warum wachsen in Europa und speziell in Deutschland so wenige Unternehmen nach, die es dann schnell in die Top 40 schaffen? Das jüngste Unternehmen unter den 40 wertvollsten deutschen Konzernen ist der 2008 gegründete Onlinehändler Zalando. Europas größter Softwarehersteller SAP folgt mit 52 Jahren.Jetzt Artikel lesen...
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Interview mit Innovationsforscherin Francesca Bria auf der „Hall of Fame Next Gen“ (Foto: Michelle Jekel)
Auch viele deutsche Familienunternehmen haben schon ein Jahrhundert oder mehr auf dem Buckel. Aber auch im Alter kann man aufgeschlossen bleiben für Innovationen. Auf der „Hall of Fame Next Gen“, einer Veranstaltungsreihe des Handelsblatts für die Nachfolgegeneration in Familienunternehmen, hatte ich gestern in Hamburg das Vergnügen, die italienische Innovationsforscherin Francesca Bria auf der Bühne zu interviewen.
Ihr Ratschlag an Familienunternehmen, die sich bei digitalen Innovationen mit den Tech-Riesen messen müssen: Macht euch größer – durch Technologiekooperationen untereinander oder mit Forschungseinrichtungen, durch mehr Offenheit für externes Kapital und schließlich auch durch Firmenzusammenschlüsse und -übernahmen. Denn am Ende komme es eben doch auf die Größe an.
Ich wünsche Ihnen einen Tag, an dem Sie über sich hinauswachsen.
Herzliche Grüße
Ihr
Christian Rickens Textchef Handelsblatt
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Tallinn: Verteidigungsminister Boris Pistorius spricht auf der baltischen Sicherheitskonferenz.
Straßburg: Jugendliche aus Portugal verklagen 32 europäische Staaten auf mehr Klimaschutz.
Madrid: Abstimmung im spanischen Parlament über neue Regierung.
Künftig geht die KI für uns ins Meeting – Microsoft Copilot im Test.
Manche erinnern sich vielleicht noch an Karl Klammer – eine digitale Büroklammer, die Ende der 90er- bis Anfang der 2000er-Jahre in Microsoft-Office-Anwendungen integriert war. Seitdem ist viel passiert, vor allem auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz. Und so könnte man Microsofts „Copilot“ als Urenkel von Karl Klammer bezeichnen. Es handelt sich dabei um einen neuen KI-Assistenten, der ab dem 26. September per Update auf jedes Windows-11-System aufgespielt werden soll. US-Korrespondent Felix Holtermann durfte den neuen KI-Assistenten vorab testen und spricht im Podcast über seine Erfahrungen.
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