Arbeiter in einem Kornspeicher in der Ukraine: Die Agrargüter machen einen Großteil der ukrainischen Exporte aus. (Foto: AP)
„Zwischen Staaten gibt es keine Freundschaft, sondern nur Allianzen“, soll Charles de Gaulle einst gesagt haben. Ein Satz, an den man sich beim Blick auf den Agrarstreit zwischen der Ukraine und mehreren EU-Staaten erinnert fühlt. Ausgerechnet Polen, das sonst bei jeder Gelegenheit maximale Solidarität des Westens mit Kiew einfordert, hat zusammen mit der Slowakei und Ungarn ein Importverbot für ukrainische Agrarprodukte erlassen.
Kiew hat deswegen jetzt gegen die drei EU-Staaten Klage bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht. Die ukrainische Regierung hofft jedoch, dass Polen, die Slowakei und Ungarn ihre Importverbote freiwillig aufheben – denn Verfahren bei der WTO sind in der Regel langwierig.
Hintergrund: Wegen des Krieges ist der gewohnte Export auf dem Seeweg aus den ukrainischen Schwarzmeerhäfen beinahe zum Erliegen gekommen. Die Regierungen in Warschau, Budapest und Bratislava fürchten, dass beim Export auf dem Landweg durch die EU zu viele der ukrainischen Agrarprodukte auf den Markt kommen, die die Preise drücken und einheimische Bauern in Schwierigkeiten bringen könnten. Eine EU-Sonderregelung, die Importbeschränkungen befristet gebilligt hat, ist am Freitag ausgelaufen. Die drei Staaten wollen aber dennoch keine ukrainischen Agrarprodukte über ihre Grenzen lassen.
Deutschlands Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat die eigenmächtigen Importbeschränkungen als „Teilzeitsolidarität“ kritisiert:
Ich sehe auch nicht, wie das mit EU-Recht in Übereinstimmung zu bringen ist.
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (Foto: dpa)
Auch bei der deutschen Militärhilfe für die Ukraine geht es in erster Linie um deutsche Interessen und weniger um bedingungslose Freundschaft mit der Ukraine. Was sich daran ablesen lässt, dass die von Kiew erbetenen „Taurus“-Marschflugkörper nicht Teil des neuen, 400 Millionen Euro schweren Hilfspakets sind, das Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius gestern angekündigt hat. Der „Bild“ sagte der Minister:
Wir liefern zusätzliche Munition: Sprengmunition, Mörsermunition, Minenraketen.
Zudem werde man mit geschützten Fahrzeugen, Minenräumsystemen, Kleidung sowie Strom- und Wärmeerzeugern helfen. Laut Pistorius werden zudem weitere ukrainische Soldaten in Deutschland ausgebildet. Bis Jahresende sollen es 10.000 sein.
Kinder einer Schulklasse in Afghanistan – ein Bild, das laut Unesco-Daten seltener wird. (Foto: dpa)
Weltweit haben 250 Millionen Kinder keine Möglichkeit zum Schulbesuch. Seit 2021 ist die Zahl um rund sechs Millionen gestiegen, wie die UN-Kulturorganisation Unesco gestern in Paris mitteilte. Der Anstieg hänge zum Teil damit zusammen, dass in Afghanistan Mädchen und junge Frauen von den herrschenden Islamisten massiv vom Schulbesuch ausgeschlossen würden. Er zeige aber auch, dass die weltweiten Bemühungen in Sachen Bildung stagnierten.
Betrachtet man die etwas längere Frist, ist die Entwicklung erfreulicher: Laut Unesco-Daten stieg der Anteil der Kinder, die eine Grundschulbildung absolvieren, seit 2015 weltweit um knapp drei Prozentpunkte auf 87 Prozent. Der Anteil der Kinder, die eine weiterführende Schule abschließen, stieg im selben Zeitraum um knapp fünf Prozentpunkte auf 58 Prozent.
Produktion von Medikamenten bei Schott Pharma (Foto: SCHOTT Pharma)
Der britische Chip-Entwickler Arm hat uns in der vergangenen Woche den weltweit bislang größten Börsengang des Jahres beschert. Nun könnte auch ein Rekord für Deutschland bevorstehen: Der Mainzer Glasverpackungshersteller Schott Pharma plant seine Erstnotiz an der Frankfurter Börse für den 28. September. Wie das Unternehmen am Montag mitteilte, sollen die Aktien in einer Preisspanne von 24,50 Euro bis 28,50 Euro angeboten werden. Die Papiere stammen komplett aus dem Besitz des Mutterkonzerns Schott, der damit je nach Ausgabepreis 849 bis 987 Millionen Euro erlöst und Mehrheitseigentümer bleibt.
Neben Schott Pharma hat der deutsche Panzergetriebehersteller Renk sein Börsendebüt für den Herbst angekündigt, auch der Mobilitätsdienstleister DKV (Tankkarten) steht in den Startlöchern für eine Erstnotiz an der Frankfurter Börse.Jetzt Artikel lesen...
Nach dem erfolgreichen Debüt des Chipkonzerns Arm an der Nasdaq drängen weitere Technologieunternehmen an die Börse. (Foto: Reuters)
Reich werden mit Börsengängen: Das ist ein Traum, der viele Hobby-Börsianer schon seit den Dotcom-Tagen der späten 90er umtreibt. Und der immer wieder auflebt, wenn etwa die Arm-Aktie an ihrem ersten Handelstag um mehr als 20 Prozent nach oben schießt. Mensch, wär' man da doch von Anfang an dabei gewesen...
Aber bieten die Aktien von Börsendebütanten für Privatanleger tatsächlich bessere Renditechancen als ein Investment in den breiten Markt? Analyst Sebastian Dörr vom Vermögensverwalter HQ Trust hat die Performance des marktbreiten US-Index S&P 500 mit jener des FTSE Renaissance US IPO Index verglichen. In dieses Marktbarometer werden einmal pro Quartal Unternehmen aufgenommen, die seit Kurzem an der Börse notieren und bei ihrem Börsengang eine Marktkapitalisierung von mindestens 100 Millionen Dollar hatten. Rund drei Jahre nach ihrem ersten Handelstag fallen die Aktien dann wieder aus dem Index.
Unsere Grafik zeigt einen Rückblick bis 2012: In den ersten Jahren entwickelte sich der IPO-Index zwar tendenziell besser als der breite Markt. Ab Herbst 2021 drehte sich der Trend aber. Der S&P 500 kam in den vergangenen zwölf Jahren auf ein Plus von rund 15,3 Prozent pro Jahr. Der Index der Börsenneulinge schaffte lediglich 11,8 Prozent – bei obendrein höheren Kursschwankungen.Jetzt Artikel lesen...
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Schlagersänger Roger Whittaker ist im Alter von 87 Jahren gestorben. (Foto: dpa)
„Einmal geht auch die schönste Zeit vorbei“, sang einst Roger Whittaker. Nun ist der britische Schlagersänger und Songwriter, der hierzulande seine treuesten Fans hatte, im Alter von 87 Jahren gestorben.
Kurios: Whittaker feierte seine größten Erfolge mit Liedern auf Deutsch, ohne die Sprache wirklich zu können. Was es wahrscheinlich leichter macht, einen Refrain zu singen wie „Abschied ist ein scharfes Schwert, das oft so tief ins Herz dir fährt“ – und dabei ernst zu bleiben.
Wobei es gerade in diesen oft viel zu ernsthaften Zeiten guttäte, sich häufiger an die programmatischen Zeilen von Whittaker zu halten:
Ein bisschen Aroma, ein bisschen Paloma, ein bisschen Chichi brauch ich heute, Chérie.
Ich wünsche Ihnen einen Tag, so frisch wie eine Piemont-Kirsche.
Herzliche Grüße
Ihr
Christian Rickens Textchef Handelsblatt
PS: Die Zahl der Wohnungsbaugenehmigungen in Deutschland brach im Juli um fast ein Drittel ein. Schlechte Zahlen kurz vor dem Wohnungsbaugipfel der Bundesregierung. Uns interessieren Ihre Ideen: Mit welchen Maßnahmen würden Sie den Wohnungsbau in Schwung bringen? Kann das angekündigte Förderprogramm von Klara Geywitz helfen? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in fünf Sätzen an forum@handelsblatt.com
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Biden kämpft für Kiew, doch der Rückhalt in den USA schwindet: Der US-Präsident will heute vor den Vereinten Nationen um Rückhalt für die Ukraine werben. Doch in den USA selbst wächst der Widerstand, vor allem bei den Republikanern. Jetzt Artikel lesen...
Dorf Klischtschijiwka bei Bachmut zurückerobert: Die Ukraine hat nach eigenen Angaben das Dorf Klischtschijiwka im Osten des Landes zurückerobert. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski dankte den beteiligten Einheiten für die Rückeroberung in seiner allabendlichen Videobotschaft am Sonntag. Jetzt Video ansehen...
Die Lage in der Ukraine: Jeden Morgen fassen wir die wichtigsten Ereignisse im Kriegsgebiet zusammen und analysieren die weltweiten Folgen. Jetzt Artikel lesen...
Leistungsbilanz: Die Europäische Zentralbank veröffentlicht ihre Leistungsbilanz. Sie zeigt den Nettofluss von Transaktionen in der Euro-Zone an.
Inflationsdaten: Das europäische Statistikamt Eurostat gibt die finale Inflationsrate für die Euro-Zone bekannt. In einer Schnellschätzung Ende August war die Teuerungsrate auf 5,3 Prozent beziffert worden.
US-Häusermarkt: Es gibt frische Daten vom Immobilienmarkt in den USA. Das US Census Bureau veröffentlicht, wie viele neue Einfamilienhäuser oder Gebäude in letzter Zeit errichtet wurden.
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